Freitag, 24. Juli 2020

l'Art de la Guerre - Spielbericht Schweizer gegen Mittelalterliche Deutsche


ADLG Spielbericht: Schweizer gegen Mittelalterliche Deutsche

Wir haben eine Partie ADLG gespielt, um einmal spätmittelalterliche Deutsche und Schweizer, eine schöne historische Paarung, gegeneinander auszuprobieren. Wir hatten uns auf ein 200 Punkte Standardspiel geeinigt, allerdings mit einem terminbedingten Zeitlimit von ca. 2,5 Stunden Spielzeit. Wir hatten kein exaktes Stichjahr für die Listen vereinbart, aber uns auf eine Aufstellung aus dem jeweils späteren Teil der Liste geeinigt. Es ergaben sich Listen, die nicht exakt zum Schwabenkrieg 1499 passten, da die Schweizer Ritter und die Deutschen Ungarn dabei hatten, aber diese passten zeitlich genau zueinander.
Leider sind wir nicht ganz zum Ende gekommen, aber die gespielten Runden haben wir gut dokumentiert, sodass sich ein kurzer Bericht dennoch lohnt, wie wir finden.

Hier die Armeelisten:




Das Spiel:
Zunächst gewann der schweizer Spieler die Initiative und entschied sich, in seinem Heimatterritorium (Gebirge) der Verteidiger zu sein. Er wählte neben dem obligatorischen steilen Hügel 4 weitere Geländeteile aus, jeweils zweimal Wald und Gebüsch. Der Deutsche Spieler beschränkte sich auf die minimale Auswahl, mit einem Küstenstreifen und einem unpassierbaren See.
Der schweizer Spieler platzierte den Steilen Hügel im zentralen Sektor und die Würfel ergaben, dass dieser im Feld nah der Mitte liegen konnte, die beiden Wälder im rechten Flankensektor des Schweizers und die beiden Gebüsche im zentralen Sektor des Deutschen zu liegen kamen. Der Küstenstreifen blieb nicht liegen und der See passte nicht mehr in den Sektor mit den beiden Wäldern und verfiel damit. Ein Versuch des deutschen Spielers, den steilen Hügel zu entfernen oder zu bewegen scheiterte, ein Wald konnte weit zur Flanke hin verschoben werden. Das gesamte Gelände befand sich somit am Plattenrand, bis auf den steilen Hügel, der zentral das Spielfeld dominieren würde.
Der deutsche Spieler bildete den Schwerpunkt seiner Aufstellung nach rechts hin gegenüber dem offenen Gelände und stellte sein größeres Infanteriekommando mit den Landsknechten links auf, die Ritter ins Zentrum und berittene Handbüchsenschützen und Hellebardiere nach rechts. Der schweizer Spieler stellte sich ebenfalls mit dem Schwerpunkt nach rechts hin mit einem Kommando Pikeniere links, einem weiteren Kommando Piken und Hellebardiere im Zentrum und den Rittern rechts am Waldrand. So ergab sich insgesamt eine Aufstellung mit überkreuz verweigerten Flanken und dem steilen Hügel als Ankerpunkt in der Mitte.
In der ersten Runde rückte der Deutsche mit allen Kommandos so schnell es ging vor, der Schweizer ließ seine leichte Kavallerie stehen und wendete sich mit allen Kommandos nach rechts. Am Rande des Hügels trafen Plänkler zu einem Feuergefecht aufeinander.
In der zweiten Rune rückte der Deutsche weiter geradeaus vor und begann nach links um den Hügel herum einzuschwenken, der Schweizer setzte seinen Weg nach rechts um den Hügel herum fort. Es begann sich abzuzeichnen, dass die Armeen sich im Uhrzeigersinn wie eine Drehtür um den Hügel bewegen würden und es eine fast rechtwinklige Verschiebung der Frontlinie geben würde. Die schweizer Hellebardiere nahmen den Hügel und, als beste Geländetruppen auf dem Feld, damit eine bedrohliche Position ein. Es gab die ersten Verluste in Gefechten und Schusswechseln der Plänkler und leichten Reiterei.
In der dritten Runde setzte der Deutsche seinen Vormarsch um den Hügel herum fort, das zentrale Kommando teilte sich sehr weit auf, indem die Hellebardiere zurückblieben, um die Flanke und den Rücken der Landsknechte zu decken, die berittenen Handbüchsenschützen sich an die Verfolgung der berittenen Armbrustschützen machten und dem schweizer Lager zuwendeten. Der Schweizer setzte seinen Vormarsch mit seinen beiden äußeren Kommandos rechtsherum fort, wobei sich die Ritter bereits fast zum Angriff auf den Rücken der Deutschen formieren konnten. Das linke Kommando blieb stehen und begann, sich den verfolgenden Deutschen zuzudrehen.
Runde Vier sah den Versuch der Deutschen, mit Hellebardieren und Armbrustschützen eine halbwegs zusammenhängende Abwehr linke unterhalb des Hügels aufzubauen und oberhalb mit Landsknechten und Kavallerie Überflügelungen gegen die schweizer Piken herzustellen, beides funktionierte mit den vorhandenen Kommandopunkten mehr schlecht als recht. Eine angeschlagene Einheit Ungarn zog nah an die Schweizer heran und die Handbüchsenschützen gingen auf den Hügel, um möglichst innerhalb von 4 DU der schweizer Reserven zu kommen und die Marschbewegungen der Schweizer zu behindern. Die Schweizer wichen oberhalb des Hügels weiter aus und ließen eine Einheit Piken dabei zur Behinderung der Verfolger zurückfallen, stürmten mit den Hellebardieren an den Hügelrand und vertrieben eine Einheit Handbüchsenschützen, zogen die Ritter näher an die deutschen Hellebardiere heran und teilten das zweite Pikenkommando, indem sie zwei Einheiten zurückfallen ließen, um ggf. eine Reserve wieder um den Hügel herum zurückschicken zu können.
In der fünften Runde griff der Deutsche mit berittenen Handbüchsenchützen das schweizer Lager an (was scheiterte), zog mit Piken und Rittern weiter um den Hügel herum den Schweizern nach und versuchte deren Rückzug mit einer Einheit ungarischer LK zu behindern, die sehr nah an die Pikeneinheit direkt am Hügel heranzog und dort ggf. später flankieren sollte. Die Lanzeneiter sollten die Schweizer auf der äußersten Flanke nah beim Wäldchen bedrohen oder umgehen. Die Schweizer zogen eine Einheit Hellebardiere vom Hügel, griffen mit der zweiten Einheit zusammen mit ihren Plänklern die deutschen Handbüchsenschützen auf dem Hügel an, die stehen blieben um zu kämpfen, und wendeten sich mit einer Pikeneinheit den Ungarn zu und griffen diese an. Die Ungarn wurden vernichtet, währen die Handbüchsenschützen auf dem Hügel überraschenderweise sogar den Hellebardieren einen Treffer zufügen konnten.
In der sechsten Runde schließlich griff der Deutsche mit einer Einheit Landsknechte und zwei Einheiten Rittern zwei schweizer Pikenblöcke an, die beide einen Treffer erhielten. Den Handbüchsenschützen auf dem Hügel gelang es, die eine Einheit schweizer Hellebardiere zu vernichten. Der Angriff auf das Lager scheiterte erneut. Die Schweizer wendeten ihre Reserven dem Treffen oberhalb des Hügels zu und griffen mit ihren Rittern die deutschen Hellebardiere und die verbliebene Einheit Ungarn an und attackierten mit der verbliebenen Einheit Hellebardiere die deutschen Armbrustschützen. Die Ungarn und die Armbrustschützen wurden vernichtet, auch der deutsche Unterbefehlshaber fiel im Kampf mit den Armbrustschützen.
Damit endete das Spiel mit Erreichen des Zeitlimits und dem Ablauf des auf Wettbewerben üblichen Minimums von 6 Runden mit einem Unentschieden, allerdings günstiger für die Schweizer. Keine von beiden Seiten war demoralisiert, mit Verlusten un Treffern lagen die Deutschen am Ende bei 14 von 20 möglichen Demoralisierungspunkten und die Schweizer bei 11 von 19.

Das Spielfeld nach dem Geländelegen

Die Aufstellung

Die Eidgenossen



Die Schwaben kommen

Runde 1, deutscher Zug

Runde 1, schweizer Zug

Runde 2

Runde 3, deutscher Zug

Runde 3, schweizer Zug

Runde 4, deutscher Zug

Runde 4, schweizer Zug

Runde 5

Runde 6, deutscher Zug

Runde 6, schweizer Zug

Nachbetrachtung und Fazit des deutschen Spielers (Yogsothoth):
Ich hatte die Armee mit relativ viel Reiterei aufgestellt, um auszuprobieren, ob die größere Beweglichkeit dieser Truppen die aufgrund der deutlich besseren Kommandostruktur höhere Gesamtbeweglichkeit der schweizer Armee ausgleichen könnte. Auf die Ungarn legte ich daneben auch noch deshalb wert, um in der Initiative nicht vollkommen abgeschlagen zu sein und wenigstens auf einen Wert von 2 zu kommen. Die Idealvorstellung war es, zu versuchen, den Schweizern irgendwo mit geballten Reitern so schnell zu Leibe zu rücken, dass irgendwann ein Flankenangriff möglich sein würde.
Das Gelände sah ich als grundsätzlich erfreulich aufgeräumt an, nur der Hügel war klar zu vermeiden, da die Schweizer ihn mit den mittleren Hellebardieren beherrschen konnten und mussten.
Meine Grundidee beim Schlachtplan war es, die schwere Infanterie nah am Hügel herumzuführen und die Reiter weiter außen, um dann idealerweise den Kontakt jenseits des Hügels mit zahlenmäßiger Überlegenheit zu suchen. Die andere Flanke wollte ich ignorieren und hoffte, dass die Schweizer länger brauchen würden, den Hügel zu mindesten drei Vierteln zu umrunden, als ich, um ihn halb zu umrunden.
Ich wurde davon überrascht, dass die Schweizer ihre Ritter am Waldrand aufstellten und nicht zur Deckung ihrer Piken auf der offenen Flanke auf der anderen Seite. So funktionierte der Plan nur äußerst mäßig, es war erstaunlich, wie schnell die Schweizer mit Marschzügen manövrieren konnten. So wie die Schweizer dann standen wäre vermutlich eine klassischere deutsche Aufstellung mit Kavallerie auf beiden Flanken besser gewesen, um die Schweizer auf beiden Seiten des Hügels binden und dann ggf. ausweichen zu können.
Die Schweizer sind ein unangenehmer Gegner, aber beim nächsten Mal würde ich versuchen, nicht das Spiel der Schweizer mitzuspielen und mich auf ein Manövriergefecht einzulassen, sondern ich würde defensiv, schmal  und tief aufbauen, mit kurzen Verbindungslinien und Reserven zu verhindern suchen, dass die Schweizer irgendwo überflügeln oder sehr ungünstige Paarungen für Kämpfe erzwingen und sie kommen lassen. Vielleicht würden noch eine Kanone oder zwei dabei helfen, die Schweizer zum raschen vorrücken auf den Feind zu bewegen, anstatt allzu sehr im Hinterland mit Doppelzügen herumzumarschieren.
Es war grundsätzlich ein sehr spannendes und unterhaltsames Spiel, die Armeen sind sicherlich ein attraktive Paarung, nicht zu unähnlich, aber mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

Nachbetrachtung und Fazit des schweizer Spielers (Mad Dog):
Schweizer und Späte Deutsche sind sich ja vom Aufbau (Pikenkern + Plänkler zu Pferd und Fuß, Ritter) recht ähnlich. Die wesentlichen Unterschiede liegen in der durchgehend höheren Qualität der Schweizer Piken, Medium Swordsmen für Gelände sowie im besseren Kommando der Eidgenossen. Umgekehrt hat der Deutsche eine zahlenmäßige Überlegenheit, besonders was die leichteren Reiter angeht. Ich wollte ein frontales Gefecht in offenem Gelände vermeiden, denn dann würde die Gefahr bestehen, dass meine Piken von den Piken des Deutschen gebunden und danach beidseits von Reitern flankiert aufgerollt würden.
AdlG bietet ja für Piken des späten Mittelalters keine Sonderregeln wie Keil oder Karee, offene Flanken sind daher tödlich…
Nachdem ich so viel Gelände als möglich ausgelegt hatte, bestand mein Plan darin, zunächst den zentralen steilen Hügel zu gewinnen und den Deutschen möglichst zum Gefecht in direkter Nähe zu veranlassen. Meine Kommandopunkte wollte ich dazu verwenden, im Bogen um den Hügel herum eiligst vorzumarschieren. Eine 180 Grad-Drehung eines oder beider Pikenkommandos war durchaus die ganze Zeit über eine Option, abhängig von Verhalten des Gegners. Als es dann letztlich auf beiden Seiten des Hügels gleichzeitig zum Kontakt kam, war ich mit den Konstellationen der Kämpfer und dem Flankenschutz durch Gelände eigentlich sehr zufrieden: Meine Impact Ritter gegen deutsche HvSwordsmen, Med.Swordsmen gegen deutsche XBow, Elite Piken gegen deutsche Ritter oder Cavalry. Statistisch alles keine schlechten Paarungen für den Eidgenossen, auch wenn der Würfel es dann doch z.T. anders wollte.





1 Kommentar:

  1. Der Übersichtlichkeit halber habe ich die Pfeile auf den Bildern in unterschiedlichen Farben gemacht, Rot für die Deutschen, Blau für die Schweizer.

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