ADLG Spielbericht: Schweizer
gegen Mittelalterliche Deutsche
Wir haben eine Partie ADLG
gespielt, um einmal spätmittelalterliche Deutsche und Schweizer, eine schöne
historische Paarung, gegeneinander auszuprobieren. Wir hatten uns auf ein 200
Punkte Standardspiel geeinigt, allerdings mit einem terminbedingten Zeitlimit
von ca. 2,5 Stunden Spielzeit. Wir hatten kein exaktes Stichjahr für die Listen
vereinbart, aber uns auf eine Aufstellung aus dem jeweils späteren Teil der
Liste geeinigt. Es ergaben sich Listen, die nicht exakt zum Schwabenkrieg 1499
passten, da die Schweizer Ritter und die Deutschen Ungarn dabei hatten, aber
diese passten zeitlich genau zueinander.
Leider sind wir nicht ganz zum
Ende gekommen, aber die gespielten Runden haben wir gut dokumentiert, sodass
sich ein kurzer Bericht dennoch lohnt, wie wir finden.
Hier die Armeelisten:
Das Spiel:
Zunächst gewann der schweizer
Spieler die Initiative und entschied sich, in seinem Heimatterritorium
(Gebirge) der Verteidiger zu sein. Er wählte neben dem obligatorischen steilen
Hügel 4 weitere Geländeteile aus, jeweils zweimal Wald und Gebüsch. Der
Deutsche Spieler beschränkte sich auf die minimale Auswahl, mit einem
Küstenstreifen und einem unpassierbaren See.
Der schweizer Spieler platzierte
den Steilen Hügel im zentralen Sektor und die Würfel ergaben, dass dieser im
Feld nah der Mitte liegen konnte, die beiden Wälder im rechten Flankensektor
des Schweizers und die beiden Gebüsche im zentralen Sektor des Deutschen zu
liegen kamen. Der Küstenstreifen blieb nicht liegen und der See passte nicht
mehr in den Sektor mit den beiden Wäldern und verfiel damit. Ein Versuch des deutschen
Spielers, den steilen Hügel zu entfernen oder zu bewegen scheiterte, ein Wald
konnte weit zur Flanke hin verschoben werden. Das gesamte Gelände befand sich
somit am Plattenrand, bis auf den steilen Hügel, der zentral das Spielfeld
dominieren würde.
Der deutsche Spieler bildete den
Schwerpunkt seiner Aufstellung nach rechts hin gegenüber dem offenen Gelände
und stellte sein größeres Infanteriekommando mit den Landsknechten links auf,
die Ritter ins Zentrum und berittene Handbüchsenschützen und Hellebardiere nach
rechts. Der schweizer Spieler stellte sich ebenfalls mit dem Schwerpunkt nach
rechts hin mit einem Kommando Pikeniere links, einem weiteren Kommando Piken
und Hellebardiere im Zentrum und den Rittern rechts am Waldrand. So ergab sich
insgesamt eine Aufstellung mit überkreuz verweigerten Flanken und dem steilen
Hügel als Ankerpunkt in der Mitte.
In der ersten Runde rückte der
Deutsche mit allen Kommandos so schnell es ging vor, der Schweizer ließ seine
leichte Kavallerie stehen und wendete sich mit allen Kommandos nach rechts. Am
Rande des Hügels trafen Plänkler zu einem Feuergefecht aufeinander.
In der zweiten Rune rückte der
Deutsche weiter geradeaus vor und begann nach links um den Hügel herum
einzuschwenken, der Schweizer setzte seinen Weg nach rechts um den Hügel herum
fort. Es begann sich abzuzeichnen, dass die Armeen sich im Uhrzeigersinn wie
eine Drehtür um den Hügel bewegen würden und es eine fast rechtwinklige
Verschiebung der Frontlinie geben würde. Die schweizer Hellebardiere nahmen den
Hügel und, als beste Geländetruppen auf dem Feld, damit eine bedrohliche
Position ein. Es gab die ersten Verluste in Gefechten und Schusswechseln der
Plänkler und leichten Reiterei.
In der dritten Runde setzte der
Deutsche seinen Vormarsch um den Hügel herum fort, das zentrale Kommando teilte
sich sehr weit auf, indem die Hellebardiere zurückblieben, um die Flanke und
den Rücken der Landsknechte zu decken, die berittenen Handbüchsenschützen sich
an die Verfolgung der berittenen Armbrustschützen machten und dem schweizer
Lager zuwendeten. Der Schweizer setzte seinen Vormarsch mit seinen beiden
äußeren Kommandos rechtsherum fort, wobei sich die Ritter bereits fast zum
Angriff auf den Rücken der Deutschen formieren konnten. Das linke Kommando
blieb stehen und begann, sich den verfolgenden Deutschen zuzudrehen.
Runde Vier sah den Versuch der
Deutschen, mit Hellebardieren und Armbrustschützen eine halbwegs
zusammenhängende Abwehr linke unterhalb des Hügels aufzubauen und oberhalb mit
Landsknechten und Kavallerie Überflügelungen gegen die schweizer Piken
herzustellen, beides funktionierte mit den vorhandenen Kommandopunkten mehr
schlecht als recht. Eine angeschlagene Einheit Ungarn zog nah an die Schweizer
heran und die Handbüchsenschützen gingen auf den Hügel, um möglichst innerhalb
von 4 DU der schweizer Reserven zu kommen und die Marschbewegungen der
Schweizer zu behindern. Die Schweizer wichen oberhalb des Hügels weiter aus und
ließen eine Einheit Piken dabei zur Behinderung der Verfolger zurückfallen,
stürmten mit den Hellebardieren an den Hügelrand und vertrieben eine Einheit
Handbüchsenschützen, zogen die Ritter näher an die deutschen Hellebardiere
heran und teilten das zweite Pikenkommando, indem sie zwei Einheiten zurückfallen
ließen, um ggf. eine Reserve wieder um den Hügel herum zurückschicken zu
können.
In der fünften Runde griff der
Deutsche mit berittenen Handbüchsenchützen das schweizer Lager an (was
scheiterte), zog mit Piken und Rittern weiter um den Hügel herum den Schweizern
nach und versuchte deren Rückzug mit einer Einheit ungarischer LK zu behindern,
die sehr nah an die Pikeneinheit direkt am Hügel heranzog und dort ggf. später
flankieren sollte. Die Lanzeneiter sollten die Schweizer auf der äußersten
Flanke nah beim Wäldchen bedrohen oder umgehen. Die Schweizer zogen eine
Einheit Hellebardiere vom Hügel, griffen mit der zweiten Einheit zusammen mit
ihren Plänklern die deutschen Handbüchsenschützen auf dem Hügel an, die stehen
blieben um zu kämpfen, und wendeten sich mit einer Pikeneinheit den Ungarn zu
und griffen diese an. Die Ungarn wurden vernichtet, währen die
Handbüchsenschützen auf dem Hügel überraschenderweise sogar den Hellebardieren
einen Treffer zufügen konnten.
In der sechsten Runde schließlich
griff der Deutsche mit einer Einheit Landsknechte und zwei Einheiten Rittern
zwei schweizer Pikenblöcke an, die beide einen Treffer erhielten. Den
Handbüchsenschützen auf dem Hügel gelang es, die eine Einheit schweizer
Hellebardiere zu vernichten. Der Angriff auf das Lager scheiterte erneut. Die
Schweizer wendeten ihre Reserven dem Treffen oberhalb des Hügels zu und griffen
mit ihren Rittern die deutschen Hellebardiere und die verbliebene Einheit
Ungarn an und attackierten mit der verbliebenen Einheit Hellebardiere die
deutschen Armbrustschützen. Die Ungarn und die Armbrustschützen wurden
vernichtet, auch der deutsche Unterbefehlshaber fiel im Kampf mit den
Armbrustschützen.
Damit endete das Spiel mit Erreichen
des Zeitlimits und dem Ablauf des auf Wettbewerben üblichen Minimums von 6
Runden mit einem Unentschieden, allerdings günstiger für die Schweizer. Keine
von beiden Seiten war demoralisiert, mit Verlusten un Treffern lagen die
Deutschen am Ende bei 14 von 20 möglichen Demoralisierungspunkten und die Schweizer
bei 11 von 19.
Das Spielfeld nach dem Geländelegen
Die Aufstellung
Die Eidgenossen
Die Schwaben kommen
Runde 1, deutscher Zug
Runde 1, schweizer Zug
Runde 2
Runde 3, deutscher Zug
Runde 3, schweizer Zug
Runde 4, deutscher Zug
Runde 4, schweizer Zug
Runde 5
Runde 6, deutscher Zug
Runde 6, schweizer Zug
Nachbetrachtung und Fazit des
deutschen Spielers (Yogsothoth):
Ich hatte die Armee mit relativ
viel Reiterei aufgestellt, um auszuprobieren, ob die größere Beweglichkeit
dieser Truppen die aufgrund der deutlich besseren Kommandostruktur höhere
Gesamtbeweglichkeit der schweizer Armee ausgleichen könnte. Auf die Ungarn
legte ich daneben auch noch deshalb wert, um in der Initiative nicht vollkommen
abgeschlagen zu sein und wenigstens auf einen Wert von 2 zu kommen. Die
Idealvorstellung war es, zu versuchen, den Schweizern irgendwo mit geballten
Reitern so schnell zu Leibe zu rücken, dass irgendwann ein Flankenangriff
möglich sein würde.
Das Gelände sah ich als
grundsätzlich erfreulich aufgeräumt an, nur der Hügel war klar zu vermeiden, da
die Schweizer ihn mit den mittleren Hellebardieren beherrschen konnten und
mussten.
Meine Grundidee beim Schlachtplan
war es, die schwere Infanterie nah am Hügel herumzuführen und die Reiter weiter
außen, um dann idealerweise den Kontakt jenseits des Hügels mit zahlenmäßiger
Überlegenheit zu suchen. Die andere Flanke wollte ich ignorieren und hoffte,
dass die Schweizer länger brauchen würden, den Hügel zu mindesten drei Vierteln
zu umrunden, als ich, um ihn halb zu umrunden.
Ich wurde davon überrascht, dass die
Schweizer ihre Ritter am Waldrand aufstellten und nicht zur Deckung ihrer Piken
auf der offenen Flanke auf der anderen Seite. So funktionierte der Plan nur
äußerst mäßig, es war erstaunlich, wie schnell die Schweizer mit Marschzügen
manövrieren konnten. So wie die Schweizer dann standen wäre vermutlich eine
klassischere deutsche Aufstellung mit Kavallerie auf beiden Flanken besser
gewesen, um die Schweizer auf beiden Seiten des Hügels binden und dann ggf.
ausweichen zu können.
Die Schweizer sind ein unangenehmer
Gegner, aber beim nächsten Mal würde ich versuchen, nicht das Spiel der
Schweizer mitzuspielen und mich auf ein Manövriergefecht einzulassen, sondern
ich würde defensiv, schmal und tief
aufbauen, mit kurzen Verbindungslinien und Reserven zu verhindern suchen, dass
die Schweizer irgendwo überflügeln oder sehr ungünstige Paarungen für Kämpfe
erzwingen und sie kommen lassen. Vielleicht würden noch eine Kanone oder zwei
dabei helfen, die Schweizer zum raschen vorrücken auf den Feind zu bewegen, anstatt
allzu sehr im Hinterland mit Doppelzügen herumzumarschieren.
Es war grundsätzlich ein sehr
spannendes und unterhaltsames Spiel, die Armeen sind sicherlich ein attraktive
Paarung, nicht zu unähnlich, aber mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
Nachbetrachtung und Fazit des
schweizer Spielers (Mad Dog):
Schweizer und Späte Deutsche sind
sich ja vom Aufbau (Pikenkern + Plänkler zu Pferd und Fuß, Ritter) recht
ähnlich. Die wesentlichen Unterschiede liegen in der durchgehend höheren
Qualität der Schweizer Piken, Medium Swordsmen für Gelände sowie im besseren
Kommando der Eidgenossen. Umgekehrt hat der Deutsche eine zahlenmäßige
Überlegenheit, besonders was die leichteren Reiter angeht. Ich wollte ein
frontales Gefecht in offenem Gelände vermeiden, denn dann würde die Gefahr
bestehen, dass meine Piken von den Piken des Deutschen gebunden und danach
beidseits von Reitern flankiert aufgerollt würden.
AdlG bietet ja für Piken des
späten Mittelalters keine Sonderregeln wie Keil oder Karee, offene Flanken sind
daher tödlich…
Nachdem ich so viel Gelände als
möglich ausgelegt hatte, bestand mein Plan darin, zunächst den zentralen
steilen Hügel zu gewinnen und den Deutschen möglichst zum Gefecht in direkter
Nähe zu veranlassen. Meine Kommandopunkte wollte ich dazu verwenden, im Bogen
um den Hügel herum eiligst vorzumarschieren. Eine 180 Grad-Drehung eines oder
beider Pikenkommandos war durchaus die ganze Zeit über eine Option, abhängig
von Verhalten des Gegners. Als es dann letztlich auf beiden Seiten des Hügels
gleichzeitig zum Kontakt kam, war ich mit den Konstellationen der Kämpfer und
dem Flankenschutz durch Gelände eigentlich sehr zufrieden: Meine Impact Ritter
gegen deutsche HvSwordsmen, Med.Swordsmen gegen deutsche XBow, Elite Piken
gegen deutsche Ritter oder Cavalry. Statistisch alles keine schlechten
Paarungen für den Eidgenossen, auch wenn der Würfel es dann doch z.T. anders
wollte.
Der Übersichtlichkeit halber habe ich die Pfeile auf den Bildern in unterschiedlichen Farben gemacht, Rot für die Deutschen, Blau für die Schweizer.
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