Zweiter Teil des Father Tilly Spielberichts
Die Ergebnisse unseres ersten
Wevelinghoven-Spiels, obwohl keineswegs enttäuschend, ließen uns direkt
Überlegungen für eine mögliche Verbesserung der Simulation anstellen. Der erste
Punkt, der zur Sprache kam, waren die Armeelisten. Zwischenzeitlich hatte
weitere Recherche bezüglich des Aussehens und des Charakters der sehr späten
Armeen im Dreißigjährigen Krieg einige Änderungen der Armeelisten für unser
Szenario nahegelegt.
Die Kavallerie war in unserem
ersten Spiel wahrscheinlich insgesamt noch zu schwer gepanzert gewesen, die
Entwicklung am Kriegsende ging ganz eindeutig in die Richtung eines
„universellen“ Kavallerietyps, „schwere“ Reiter, die mit Lederkoller und
maximal Kürass (Brust- und Rückenplatte) gepanzert waren, in der Regel Hüte und
keine Helme trugen und mit Schwertern, Karabinern und Pistolen bewaffnet waren.
Die Unterscheidung von Kürassieren, Arkebusieren usw. existierte noch im Namen
der Regimenter, spielte aber in der Funktion der Einheiten keine Rolle mehr.
Die Armeelisten wurden daher so angepasst, dass ganz auf schwere Rüstungen
verzichtet wurde. Dafür wurden alle Reiter nun mit Karabinern ausgestattet.
Der Infanterie wurde gestattet,
gekürzte Piken zu wählen, was die Einheiten zwar etwas weniger
schlagkräftig, jedoch deutlich mobiler macht. Dies entspricht ebenfalls genau
der historischen Entwicklung, Piken wurden in der letzten Kriegsphase häufig
auf eine Länge von etwa 12 Fuß (3,60 m) gekappt, was in etwa einem Stoßspeer
entspricht. Die Bewegung ändert sich dann von 6+1W „Pike and Shot“ auf 8+1W für
„Shot“.
Zudem wurde die Figurenzahl noch
etwas genauer entsprechend des Schlüssels 1:35 nachgerechnet, was zu leichten
Änderungen bei den hessischen Einheiten führte. Die Überprüfung der genauen
Entstehungsdaten hessischer Regimenter ließ uns darüber hinaus einige Einheiten
mit etwas niedrigerer Kampfmoral einstufen.
Die Regimenter in dieser Zeit
waren recht klein, bei Wevelinghoven im Durchschnitt nur etwa 420 Mann. Die
Armeen verwendeten zu dieser Zeit ein Verhältnis von Piken zu Schützen von ca.
1:2 oder 1:3. Alle Einheiten, auch die Kaiserlichen, stellten sich bereits
ziemlich flach auf (6-8 Ränge tief). Bei typischen hessischen Infanterie-Regimentern
aus 14 Figuren stehen 4 Pikeniere zu 10 Schützen, typische kaiserliche
Infanterie-Regimenter aus 12 Figuren haben ebenfalls 4 Pikeniere und jeweils 8
Musketiere.
Die kaiserliche Armee wurde mit
einem Malus für Ermüdung/schlechte Versorgung versehen, während die hessische
Armee einen Bonus für gute Versorgung erhielt. Diese Maßnahme entsprach unseren
vorherigen Überlegungen bezüglich der Auswirkungen der Marschtage, die der
Schlacht vorausgingen. Auf diese Weise wurde aber auch eine bessere Parität der
Armeen erzielt, denn die Stufen für die, durch Verluste herbeigeführten, spieltechnischen
Mali war nun für beide Armeen gleich, trotz des zahlenmäßigen Unterschieds und
der im Vergleich zum ersten Spiel qualitativ abgeschwächten hessischen Armee.
Beide Armeen bekamen die
Möglichkeit, Sonderregeln für die späte Kriegsphase zu benutzen. Die
detachierten Schützen können entweder in offener oder geschlossener Ordnung
aufgestellt werden, in geschlossener Ordnung können sie sich als Untereinheit
einem Reiterregiment anschließen (Regeln dazu siehe „The Swedish War“). Große
Reitereinheiten von 10 oder mehr Figuren dürfen sich in kleinere Untereinheiten
aufspalten. Dies entsprach der gängigen Praxis zu dieser Zeit, v.a. bei den
Protestanten. Bleiben sie innerhalb von 4 Zoll voneinander, zählen sie ihre
Verluste für Moraltests zusammen. Bewegen sie sich außerhalb von 4 Zoll oder
stehen andere Einheiten dazwischen, zählen die Untereinheiten ihre Verluste
jeweils für sich. Untereinheiten innerhalb von 4 Zoll können per Befehlswechsel
wieder zusammengeschlossen werden. (Zu Regeln für Untereinheiten siehe „The
French War“.)
Hier die verbesserten
Armeelisten, zusammengestellt von Mad Dog:
Armee:
Hessen-Kassel 14.06.1648
Befehlshaber:
Generalleutnant Johann von GeysoUnterbefehlshaber: Obrist Groot, Obrist Sprewitz
2600
Fußsoldaten/ 2000 Reiter/ 6 Regimentsstücke 132 Figuren/ 1 Figur: 35 Mann / 1“:
20 Meter
Nr.
|
Name
|
Personality
|
Tactics
|
Strategy
|
Command
|
|||||||||||||
1
|
Obrist
Groot
|
Normal
|
-
|
-
|
Av
16“
|
|||||||||||||
Nr.
|
Type
|
Formation
|
Grade
|
Armour
|
M
|
CV
|
Strength
|
Weapon
|
Cost
|
|||||||||
A
|
Leibreg.
CR
|
Trotter
|
El
|
A
|
2
|
3
|
12
|
Car
|
120
|
|||||||||
B
|
Groot
CR
|
Trotter
|
Vet
|
A
|
3
|
3
|
10
|
Car
|
90
|
|||||||||
C
|
Bethur
CR
|
Trotter
|
Reg
|
A
|
4
|
4
|
7
|
Car
|
49
|
|||||||||
Nr.
|
Name
|
Personality
|
Tactics
|
Strategy
|
Command
|
|||||||||||||
2
|
Gen.Ltn. Geyso
|
Normal
|
Av
|
AV (4)
|
Av 16”
|
|||||||||||||
Nr.
|
Type
|
Formation
|
Grade
|
M
|
CV
|
Armour
|
Strength
|
Weapon
|
Cost
|
|||||||||
D
|
Würtenberg IR
|
Regiment
|
Vet
|
3
|
3
|
-
|
14
|
p/S*
|
152
|
|||||||||
E
|
Alefeld IR
|
Regiment
|
Reg
|
4
|
4
|
-
|
14
|
p/S*
|
124
|
|||||||||
F
|
Bethur
IR
|
Regiment
|
Vet
|
3
|
3
|
-
|
14
|
p/S*
|
152
|
|||||||||
G
|
Tüngen
IR
|
Regiment
|
Vet
|
3
|
3
|
-
|
14
|
p/S
|
112
|
|||||||||
H
|
Breul
IR
|
Regiment
|
Vet
|
3
|
3
|
-
|
12
|
p/S
|
96
|
|||||||||
*
Battalionsgeschütz
|
||||||||||||||||||
Nr.
|
Name
|
Personality
|
Tactics
|
Strategy
|
Command
|
|||||||||||||
3
|
Obrist
Sprewitz
|
Normal
|
-
|
-
|
Av
16“
|
|||||||||||||
Nr.
|
Type
|
Formation
|
Grade
|
M
|
CV
|
Armour
|
Strength
|
Weapon
|
Cost
|
|||||||||
I
|
Ketteler
CR
|
Trotter
|
Reg
|
4
|
4
|
A
|
10
|
Car
|
70
|
|||||||||
K
|
Sprewitz
CR
|
Trotter
|
Vet
|
3
|
3
|
A
|
12
|
Car
|
108
|
|||||||||
L
|
Dragoner
|
Trotter
|
Vet
|
3
|
3
|
-
|
7
|
Mus
|
48
|
|||||||||
M
|
Schützen
|
Regiment
|
Vet
|
3
|
3
|
-
|
6
|
Mus
|
48
|
|||||||||
Alefeld IR war erst 1646, Ketteler CR (
Reg.Mortaigne) erst 1647 aufgestellt worden. Alle übrigen Regimenter waren
Veteranen vieler Feldschlachten seit Lützen 1632.
Army Morale Level: 0% / 16 Figuren = 10% ( Bonus für
„well supplied“ und „experienced“ )
Armee:
Kurfüstentum Köln 14.06.1648
Befehlshaber:
Generalfeldzeugmeister Wilhelm von LamboyUnterbefehlshaber: Herzog v.Holstein, Gen.Major Sparr
3000
Fußsoldaten/ 3500 Reiter/ 6 Regimentsstücke/ 2 Halbkartaunen und 3 Culvertinen
186 Figuren/ 1 Figur: 35 Mann / 1“: 20 Meter
Nr.
|
Name
|
Personality
|
Tactics
|
Strategy
|
Command
|
|||||||||||
1
|
Herzog
von Holstein
|
normal
|
-
|
-
|
Av 16“
|
|||||||||||
Nr.
|
Type
|
Formation
|
Grade
|
M
|
CV
|
Armour
|
Strength
|
Weapon
|
Cost
|
|||||||
A
|
Holstein
CR
|
Trotter
|
Vet
|
4
|
4
|
A
|
12
|
Car
|
108
|
|||||||
B
|
Heyden
CR
|
Trotter
|
Reg
|
4
|
4
|
A
|
12
|
Car
|
84
|
|||||||
C
|
Sauery
CR
|
Trotter
|
Reg
|
4
|
4
|
A
|
12
|
Car
|
84
|
|||||||
D
|
Burg
CR
|
Trotter
|
Cons
|
4
|
5
|
-
|
12
|
Car
|
60
|
|||||||
Nr.
|
Name
|
Personality
|
Tactics
|
Strategy
|
Command
|
|||||||||||
2
|
Gen. Lamboy
|
normal
|
poor
|
poor (2)
|
Av 16”
|
|||||||||||
Nr.
|
Type
|
Formation
|
Grade
|
M
|
CV
|
Armour
|
Strength
|
Weapon
|
Cost
|
|||||||
E
|
Plettenberg
IR
|
Regiment
|
Reg
|
4
|
4
|
-
|
12
|
p/S
|
72
|
|||||||
F
|
Amman IR
|
Regiment
|
Reg
|
4
|
4
|
-
|
12
|
p/S*
|
112
|
|||||||
G
|
Lamp IR
|
Regiment
|
Reg
|
4
|
4
|
-
|
12
|
p/S*
|
112
|
|||||||
H
|
Lamboy
IR
|
Regiment
|
Reg
|
4
|
4
|
-
|
12
|
p/S*
|
112
|
|||||||
I
|
Holzapfel
IR
|
Regiment
|
Cons
|
4
|
5
|
-
|
12
|
p/S
|
60
|
|||||||
K
|
Schrot
IR
|
Regiment
|
Cons
|
4
|
5
|
12
|
p/S
|
60
|
||||||||
L
|
Ley
IR
|
Regiment
|
Cons
|
4
|
5
|
-
|
12
|
p/S
|
60
|
|||||||
*
Battalionsgeschütz
|
||||||||||||||||
Nr.
|
Hv
Artillery
|
Strength
|
Cost
|
|||||||||||||
Q
|
Demi-Cannon
|
3
|
104
|
|||||||||||||
R
|
Culvertin
|
3
|
88
|
|||||||||||||
Nr.
|
Name
|
Personality
|
Tactics
|
Strategy
|
Command
|
|||||||||||
3
|
Gen.Major
Sparr
|
normal
|
-
|
-
|
Av
16“
|
|||||||||||
Nr.
|
Type
|
Formation
|
Grade
|
M
|
CV
|
Armour
|
Strength
|
Weapon
|
Cost
|
|||||||
M
|
Fuchs
CR
|
Trotter
|
Reg
|
4
|
4
|
A
|
12
|
Car
|
84
|
|||||||
N
|
Osnabruck
CR
|
Trotter
|
Reg
|
4
|
4
|
A
|
12
|
Car
|
84
|
|||||||
O
|
Woldemar
CR
|
Trotter
|
Cons
|
4
|
5
|
-
|
12
|
Car
|
60
|
|||||||
P
|
Fürstenberg
CR
|
Trotter
|
Cons
|
4
|
5
|
-
|
12
|
Car
|
60
|
|||||||
Die
Armee von Kurköln war 1642 bei Hüls komplett vernichtet worden und wurde ab
1644 neu aufgestellt. Lamboy hatte seit 1647 ständig neue Anwerbungen
vorgenommen, zuletzt erst einige Wochen vor der Schlacht. Die Armee hatte
bisher noch an keiner offenen Feldschlacht teilgenommen.
Army Morale Level: 10% / 16 Figuren = 10% ( Malus für
“low supply” )
Im ersten Durchgang hatten wir am
Ende zeitliche Probleme, was nicht den Regeln zuzuschreiben ist, sondern
unserer eigenen Unerfahrenheit in der Anwendung derselben (sowie der deutlichen
Neigung unserer Spielrunde, bei Treffen zunächst den Aspekt der Geselligkeit zu
betonen und recht spät mit dem Spielen zu beginnen…).
Für das zweite Spiel legten wir
daher eine Rundenbegrenzung fest. Wir nahmen an, dass eine Runde im Spiel (das heißt mit jeweils einer Phase pro Spieler) zwanzig Minuten Echtzeit entspricht. Die Schlacht von 5 Uhr bis 10 Uhr wäre damit
nach 15 Runden beendet, wir nahmen aber an, dass der Aufmarsch bis zu dem Startpunkt der Armeen auf unserer Szenario-Karte etwa eine Stunde dauerte (historisch begann die Schlacht mit beiden Armeen noch etwas weiter von Wevelinghoven entfernt). Das bedeutete, dass wir 12 Runden spielen würden und am Ende der letzten Phase von Runde 12 der
Sieger feststünde.
Für unser zweites Spiel des
Szenarios übernahm ich selbst wieder die Kaiserlichen, diesmal führte jedoch
Herakleios die Hessen und Mad Dog unterstützte uns als Spielleiter und
Regelspezialist.
Beide Spieler entschieden sich zu
Beginn gegen den Einsatz von gekürzten Piken oder Untereinheiten. Die
Aufstellung entsprach in diesem Spiel wiederum genau der historischen
Schlachtordnung.
(siehe die Szenario-Karte im ersten Bericht)
(siehe die Szenario-Karte im ersten Bericht)
Anders als im ersten Gefecht, in
dem beide Seiten mit universellen Angriffsbefehlen extrem aggressiv vorgerückt
waren, gaben beide Spieler dieses Mal jeweils sehr defensive, vorsichtige
Befehle, ein Umstand, der später zu interessanten Resultaten führen sollte. Der
hessische Kommandant gab dem linken Flügel einen „Halten“-Befehl auf dem Hügel
und dem Rest der Armee die Order Vorzurücken („Advance“ bedeutet, dass die
Einheiten bis auf die ideale Fernkampfreichweite an den Feind heranrücken, aber
nur in Unordnung befindliche feindliche Einheiten im Nahkampf angreifen dürfen).
Der kaiserliche rechte Flügel
erhielt, beschwingt vom Erfolg dieser Truppen im letzten Durchgang, einen
Angriffsbefehl, der Rest der Armee ebenfalls „Advance“-Order.
Die Hessen gewannen die
Initiative der ersten Runde und rückten mit dem rechten Flügel vor, während der
Rest der Armee abwartete. Die kaiserlichen Truppen rückten ebenfalls auf dem
rechten Flügel mit ihrem ersten Treffen sehr schnell vor, während auch bei
ihnen der Rest der Einheiten abwartete. Die Artillerie wurde abgeprotzt, um in
der nächsten Runde bereits auf sehr weite Distanz das Feuer zu beginnen.
Im folgenden Zug hielten sich die
Hessen weiterhin zurück und schlossen die Reihen. Die Kaiserlichen rückten nun
mit dem Fußvolk und dem zweiten Treffen auf dem rechten Flügel vor, während der
linke Flügel stehen blieb und die Artillerie (uneffektiv) zu feuern begann. Die
entsprechenden Würfelwürfe ergaben für beide Kanonen ausreichend Munition, um in
jeder möglichen Runde feuern zu können.
Nun gingen die Hessen auf dem
linken Flügel auf dem Hügel in Stellung, um dort den kaiserlichen Angriff zu
erwarten. Der hessische Kommandant schickte einen Boten aus, um den Befehl des
rechten Flügels in einen Angriffsbefehl zu ändern, aber der entsprechende
Würfelwurf ergab, dass dies noch mindestens eine Runde dauern würde. Die
Kaiserlichen rückten mit dem rechten Flügel und dem Zentrum unterdessen weiter
vor, wobei Teile der Infanterie-Reserven nach links einschwenkten, um den immer
noch abwartenden linken Flügel bei Bedarf unterstützen zu können.
Nach wiedergewonnener Initiative
zog dann das hessische Zentrum schließlich nach vorn, nachdem der rechte Flügel
weiterhin vergeblich auf den Boten gewartet hatte. Unterdessen hielten die
Kaiserlichen sich zurück. Beide Seiten waren mittlerweile mit den ersten Einheiten
in Fernkampfreichweite gekommen, wodurch die ersten sporadischen Salven
ausgelöst wurden, ohne allerdings nennenswerte Verluste zu verursachen.
Nachdem die Kaiserlichen die
Initiative wieder an sich gebracht hatten, ritten sie mit sämtlichen Einheiten
des rechten Flügels in Angriffsreichweite und an der linken Flanke rückte ein
Reiter-Regiment den Hessen entgegen. Die Hessen zogen daraufhin einige ihrer Infanterie-Regimenter
im Zentrum auf mittlere Feuerdistanz heran. Die Kaiserlichen hatten sich auf
dem rechten Flügel in ihren Angriffspositionen unterdessen stark exponiert und
erlitten spürbare Verluste durch das Feuer von Musketieren, detachierten
Schützen und Reiterkarabinern.
Nun begannen massive
Feuergefechte zwischen den Reitern auf der rechten kaiserlichen Flanke auf
kurze Distanz und zwischen den Infanterie-Einheiten im Zentrum auf weite bis
mittlere Distanz. Dabei kam es zu weiteren nicht unerheblichen Verlusten bei
der Kavallerie und schließlich wurde ein hessisches Infanterie-Regiment durch
Treffer der Artillerie dezimiert, obwohl eine Ereigniskarte des hessischen
Spielers das mittlere Geschütz geschwächt hatte („Low Ammo“, dies bedeutet,
dass die Kanone von nun an nur durch Ausgeben eines Kommandopunktes abgefeuert
werden kann).
Lamboy- die Figur sieht wirklich aus wie das Porträt!
Auf dem Hügel begann nun der
kaiserliche Angriff, die Holstein-Kürassiere, das beste Regiment der Armee, lieferte
sich unter persönlicher Führung des Herzogs v. Holstein einen langwierigen
Nahkampf mit den hessischen Sprewitz-Kürassieren, konnte aber keinen Durchbruch
erzielen. Die Heyden-Kürassiere schlugen und durchbrachen jedoch das hessische
Ketteler-Regiment und ein dahinter stehendes hessisches Infanterie-Regiment,
dass jedoch seine Ordnung aufrechterhalten konnte. Die Sauery-Kürassiere
erlitten zunächst empfindliche Verluste durch das Feuer der kommandierten
Schützen der Hessen und wurden später durch das Ausspielen einer Ereigniskarte
durch den hessischen Spieler auch noch in eine Meuterei gestürzt, was weitere
Verluste und Unordnung nach sich zog. Da der Herzog von Holstein persönlich im
Nahkampf stand, war es auf diesem Flügel den Kaiserlichen vorerst nicht
möglich, Einheiten zu sammeln.
Während das Feuergefecht der
Infanterie immer heftiger wurde, begann nun nach Eintreffen des Boten endlich
der hessische Angriff auf dem rechten Flügel. Drei elitäre Einheiten der
schweren Kavallerie griffen an und zwei davon durchbrachen zeitgleich das
vorderste kaiserliche Reiter-Regiment und zwei Einheiten der kaiserlichen
Infanterie, von denen eine zurückgedrängt, die andere auch noch in Unordnung
gestürzt wurde. Die dritte hessische Einheit wurde von mehreren glücklichen
Salven getroffen und erlitt so herbe Verluste, dass der Angriff zusammenbrach.
Nachdem an beiden Flügeln die
Reserven in die Schlacht geworfen wurden, kamen die Angriffe der Kontrahenten
auf dem jeweiligen rechten Flügel zum Stillstand, auf beiden Seiten wurden 3
Reitereinheiten in die Flucht geschlagen (Hessen: Groot CR, Bethur CR und Ketteler CR, Kaiserliche:
Holstein CR, Sauery CR und Burg CR) und gebrochen, auf hessischer Seite
die Groot-Kürassiere sogar abgeschnitten und vollkommen aufgerieben. Die
Verluste der Infanterie waren auf beiden Seiten mittlerweile ebenfalls so
erheblich, dass reihenweise Moraltests fällig wurden, nachdem die
Regimentsstücke und Musketiere zum Teil auf nahe Distanz gefeuert hatten. Die
nicht gebrochenen Kavallerie-Regimenter waren nun überwiegend ermüdet.
Zu diesem Zeitpunkt endete die
Schlacht mit Ablauf der zwölften Runde. Es stellte sich heraus, dass es (zumindest rechnerisch) ein kaiserlicher Sieg war, da die hessischen Verluste größer waren.
Die Hessen hatten 34 Figuren verloren und lagen damit zwischen 15-20 %, was
Mali auf Moraltests zum Einleiten und Empfangen von Angriffen nach sich zog.
Mit knapp 1200 Verlusten waren die hessischen Verluste zudem sehr massiv im
Vergleich zum historischen Verlauf (163 zugegebene Verluste).
Die Kaiserlichen hatten 24
Figuren verloren und befanden sich damit im Bereich zwischen 10 und 15%, was
ihnen Mali nur auf Tests für das Einleiten von Angriffen bescherte. Mit 840
Verlusten lag die Kaiserliche Armee zudem noch etwas besser als die
schrecklichen Verluste im historischen Verlauf der Schlacht (1000 Tote, 1500
Gefangene).
Allerdings war auch die
kaiserliche Armee kaum noch zu einer Fortsetzung von Offensiven fähig, so
nahmen wir an, dass die Hessen sich in ihr Lager zurückzogen, während die
Kaiserlichen das Feld behaupteten und auf eine Verfolgung verzichteten.
Im Vergleich zu unserem ersten
Spiel lässt sich sagen, dass die Vorgehensweise beider Spieler vermutlich etwas
zu defensiv und vorsichtig war, v.a. die wenigen Angriffsbefehle unter den Anfangsbefehlen erschwerten es
enorm, Vorteile, die im Laufe von Feuergefechten entstanden waren, sofort durch
Angriffe weiter auszubauen Der starke hessische Flügel wurde durch die Notwendigkeit zur Befehlsänderung sogar geradezu gelähmt; hier zeigte sich, dass wir z.T. die Regeln noch nicht gut genug im Kopf hatten.
Es waren nach unserer Einschätzung aber v.a. die Hessen,
die durch die fehlende Aggressivität besondere Nachteile hatten. Die Stärken
der qualitativ besseren Hessen wären v.a. auf kurze Reichweite spürbar gewesen,
auf mittlere und weite Reichweite waren die Werte der kaiserlichen Truppen z.B.
im Fernkampf ebenbürtig. Durch entschlossenes Vorgehen und zügige Angriffe auch
mit der Infanterie hätten die Hessen die qualitative Schwäche vieler
kaiserlicher Einheiten besser ausnutzen können. In unserem Spiel kam auch die
zahlenmäßige Überlegenheit der Kaiserlichen zum Tragen, die manchmal mit mehr
Einheiten und v.a. Kanonen feuern konnten, weshalb die hessischen Fernkampfverluste über das
Spiel hinweg höher waren. Dieser Effekt wurde durch hessisches Würfelpech noch
auf die Spitze getrieben.
Im Vergleich zum historischen
Verlauf ist natürlich zunächst der deutlich abweichende Ausgang der Schlacht
bemerkenswert, dieses Ergebnis ist angesichts der zahlenmäßigen Überlegenheit
der Kaiserlichen auch historisch gesehen nicht abwegig. Allerdings spricht
wenig dafür, dass die Hessen in der Armeeliste zu schwach eingestuft waren, die
Niederlage resultierte vermutlich aus unserem Spiel (Oh, diese bösen Würfel!) und den o.g. zu defensiven Befehlen. Die Armeen
erschienen auf dem Spielfeld als sehr ebenbürtig, nach unserem Empfinden
funktionierten die neuen Armeelisten sogar noch etwas besser, als die von uns
im ersten Spiel verwendeten Aufstellungen.
Die Regeln funktionierten wieder
wunderbar, insgesamt hatten wir das Gefühl, ein sehr realistisches Gefecht
dieser Epoche nachzuempfinden. Das Gefecht „brannte“ gewissermaßen langsam ab,
die Einheiten erwiesen sich als relativ stabil, bis nach und nach immer
empfindlichere Verluste entstanden, woraufhin die Moral dann aber jeweils
schnell kippte und Einheiten in der Regel nach 20-30 % Verlusten den
Kampfeswillen einbüßten. Dies entspricht ziemlich genau unseren Vorstellungen
von Schlachten in dieser Epoche.
Wir werden das Szenario auf jeden
Fall noch ein weiteres Mal spielen, mit entsprechend aggressiv geführten Hessen.
Die Gefallenen sind Markierungen für Treffer, für je vier davon muss eine Figur als Verlust entfernt werden. Wir verwenden Donnington Gefallene als Verlustmarker.
Yogsothoth
Nun da wir die Regeln schon etwas besser kannten, war der Spielablauf schon sehr flüssig.
AntwortenLöschenZu den Verlusten möchte ich anmerken, daß es sich wohl nicht 1:1 um Tote handeln muß.
Ich würde darunter eher die Summe aller temporären Ausfälle und Schwächungen der Einheiten auffassen. Neben den Getöteten also auch Kampfunfähige jeder Art, auch durch Schock oder Fehlzündungen der Musketen ( sehr häuffig, geschätzte 10-20% jeder Salve ), "Straggler" oder stark ermüdete.
Die Kampagnen-Regeln von FT4 erlauben dem Sieger einer Schlacht bei jeder Einheit eine Figur an Verlusten zu regenerieren. Fliehende Einheiten werden in der Schlacht zwar wie Verluste gezählt, regenerieren sich aber beim Sieger zu 40-90%, beim Verlierer zu 10-60%.
Der Zeitscale war mit 20 Minuten je Spielrunde ( beide Spieler ) eingestellt. Ein historischer Schlachtverlauf sollte von 06.00 Uhr bis 10.00 also 12 Spielrunden dauern. Die erste Stunde von 05.00-06.00 Uhr haben wir für die schon erfolgte Aufstellung und Annäherungsphase abgezogen.
Schönen Gruß und mit freudiger Erwartung weiterer Spiele !