Plattenbau nach Bruce Weigle:
Die Schlacht von Agira in Sizilien 24.-28. Juli 1943 - 70 Jahre danach.
Für die WW2 Regeln von Bruce McFarlane der Canadian Wargamers Group "Great Battles of WW2" in 6mm habe ich mir als erstes Projekt die relativ übersichtliche kleinere "Schlacht von Agira" vor genau 70 Jahren in Sizilien ausgesucht. Die Schlacht ist in Kanada recht bekannt, weil hier zum ersten mal ein größeres Gefecht der Kanadier auf Divisionsebene im zweiten Weltkrieg stattfand ( falls man die Dieppe-Landung außer Acht lässt ).Das Schlachtfeld ist in der Realität 9km lang und 4.5 km breit. Das Szenario wird über 4 Tage vom 24.-28.07.1943 dauern.
http://theminiaturespage.com/rules/ww2/greatbat.html
Die Orginalplatte in den Regeln "Great Battles of WW2 - Volume I" war so abgebildet, was nach Internetrecherche und insbesondere nach Geländeprüfung auf Fotos und Google-Maps doch etwas spartanisch erschien:
Ich war schon immer ein Fan der fantastischen Geländeplatten von Bruce Weigle für seine Regeln: "1859"/ "1866" und "1870". Leider hatte ich für diese Epoche schon lange vorher Armeen in 15mm bemalt, und bin bis heute bei dem Maßstab geblieben.
Der Einstieg in Divisions-Level WW2 in 6mm mit GHQ Figuren erlaubte mir nun erstmals eine Platte nach den Anleitungen von Bruce Weigle selbst zu bauen.
1.Verbesserte Karte aus Google Maps
Zunächst habe ich eine genauere Karte mithilfe von Google Maps angelegt und mit einem Raster aus Höhenlinien versehen. Anschließend konnte ich im nächsten Computershop die Karte auf 1:1 für den Tabletoptisch vergrößern und ausdrucken.Gegend von Agira
2.Bau der Plattenbasis
Für die Platte habe ich als Basis zwei MDF-Platten von 3mm Stärke und der Größe von 90x90cm zuschneiden lassen. Ein Problem in Deutschland ist der Mangel an übergroßen Styrodur oder Styroporplatten. Größere als 120x60 bzw. 100x 50 cm habe nirgends gefunden.
Auf diesen Sockel klebe ich eine 3cm dicke Schicht Styrodur. Mit der 1:1 Karte kann nun die erste Höhenstufe auf das Styrodur übertragen werden. Dazu durchsteche ich die Karte mit einem Filzer und zeichne die Linien anschließend nach.
Nach dem gleichen Verfahren werden auch die zweite,dritte und vierte Höhenstufe auf Styroporplatten von je 2cm Stärke übertragen.
Nun kommt der Styroporschneider zum Einsatz. Das Gefälle unterhalb der Höhenlinie wird abgeschrägt. Vorsicht ist an der Kante geboten, besser läßt man ein wenig stehen, was später leicht geglättet werden kann.
Die erste Höhenstufe kann nun mit den Styroporschneider zuerst ausgeschnitten und danach auf die Basis in korrekter Position geklebt werden. Dazu nehme ich Styroporkleber, der deutlich leichter als Holzleim aushärtet.
Nach einer Nacht Trockenzeit mit Gewichten beschwehrt und mit Stecknadeln an den Kanten fixiert, kann am nächsten Tag der Vorgang für die nächste Höhenstufe wiederholt werden: Abschrägen der Kanten, Auschneiden der Stufe, Aufkleben, Beschwehren+Sichern usw.
Das ganze sieht danach so aus:
Alle Unregelmäßigkeiten glätte ich anschließend mit dem Styroporschneider. Meiner hat eine besondere winkelförmige Wechselklinge, die sich gut zum Glätten eignet.
3. Filz
Der besondere Trick bei Bruce Weigle ist nun die eigentliche Glättung des Geländes. Dazu besorge ich mir aus den Stoffhandel eine Rolle weißen Wollfilz und zwei Dosen Sprühkleber aus dem Baummarkt ( UHU, greift Styropor nicht an ! ).Ich bedecke eine Platte mit reichlich Filz und fixiere den Filz entlang der Mittellinie mit Stecknadeln. Danach werfe ich eine Hälfte des Filzes über die andere zurück.
Ich besprühe einen 30cm breiten Streifen den zurückgeworfenen Filzes von der Unterseite, sowie einen gleichbreiten Streifen von der Styrodurplatte.
Nach einigen Minuten Wartezeit lege ich den Filz glatt von der Mitte aus zurück und drücke ihn überall fest. Vertiefungen werden mit einem stumpfem Pinselende o.Ä. eingedrückt uns passen sich erstaunlich gut an. Stecknadeln kommen da zum Einsatz, wo sich der Filz noch anhebt.
So wird nach und nach die ganze Platte beklebt.
Nach Trockenzeit von ein paar Stunden kann ich den Überschuß von Filz am Rand mit einer Rasierklinge abschneiden.
So sieht die Platte dann aus:
4. T-Shirt Stoff
Im Stoffgeschäft kaufe mir eine Rolle weißen 100% Baumwoll T-Shirt-Stoff. Nur reine Baumwolle eignet sich, da andere Stoffe nicht gleich gut wasserlösliche Acrylfarben annehmen.
Von der Rolle schneide ich ein übergroßes Stück für meine Platte, dies ist wichtig, da der Stoff schrumpft !
Mit Stofffarbe aus dem Drogeriemarkt färbe ich den Stoff hellbeige, passend als Grundfarbe für mediterranes Gelände im Hochsommer. Für Mitteleuropa ist Grün möglicherweise besser geeignet.
Sehr wenig Farbe reicht aus. Mein erster Versuch war viel zu farbintensiv !
Der Gefärbte Stoff wird mit Sprühkleber nach der gleichen Methode wie der Filz aufgeklebt. Den Überstand am Rand habe ich nicht abgeschnitten, sondern umgefaltet und um die Seiten geklebt. Dadurch ist der Styrodurkern meiner Platten ganz verborgen.
5. Geländegestaltung mit dem Airbrush:
Yogsothoth und Herakleios hatten für unser neues Projekt eine tolle Airbrush-Pistole mit Kompressor gekauft, die ich mit Ehrfurcht gleich für die neue Platte verwende.Mit der Kartenschablone und einem braunen sehr feinen Künstlerwachsstift zeichne ich alle wichtigen Geländemerkmale wie Siedlungen, Straßen, Waldgrenzen und Felder auf den T-Shirtstoff.
Anschließend färbe ich zunächst die Großen Flächen, dann feinere Strukturen mit verdünnten Acrylfarben und dem Airbrush.
Das ganze geht erstaunlich schnell von statten, sicher wesentlich schneller ( und billiger ) als jede der Flächen mit verschiedenfarbigem Flock zu bestreuen.
So wirkt es dann:
Anschließend male ich die Straßen und die Siedlungflächen mit einem Pinsel und Acylfarben in Grau-Beige nach.
Weil der Farbton zu "neu" gegenüber dem Gelände wirkt, husche ich noch einmal mit dem Airbrush und einem leichten Braun darüber.
6. Häuser
Ursprünglich hatte ich noch vor, die Platte mit Resin-Häusern in 6mm Scale zu bestücken. Dann merke ich, daß die Häuser immer noch viel zu groß wirken. Stattdessen halte ich mich an die Anleitung von Bruce Weigel und schnitze sie mir aus Balsaleisten mit der Dremel, dem Balsahobel und der feinen Gerungssäge selbst.
Das geht sehr rasch von der Hand, wenn man immer gleich eine Leiste von 10-20cm Länge gestaltet und dann in kleine Einzelhäuser mit verschiedenen Anschnittswinkeln zerlegt. Rasch hat man 100 kleine Einzelhäuser zusammen, die man dann auf der Platten möglichst verwinkelt und unterschiedlich zusammenfügt. Kleine Plastikleisten als Kamine und kleine Perlen für Kirchen verzieren das Ganze.
Das z.T. etwas raue Holz bedecke ich dick mit einer elfenbeinfarbenen Baumarkt-Grundierung. Die Endbemalung erfolgt dann wieder mit Acrylfarben. Fenster und Türen zeichne ich mit einem feinen Eding ein.
Die Häuser klebe ich mit Doppelklebeband auch die Platte. Für spätere Projekte können Sie leicht entfernt werden und auf einer anderen Platten eingebaut werden.
7. Vegetation
Nach Orginalbildern von der Gegend suche ich die passende Farbe für Vegetation aus. Einzelne Olivenbäume werden duch Pinwandpins dargestellt, von denen ich 2 Packungen a 100 Pins in eine Korkplatte stecke. Sie werden Grün eingesprüht und danach beflockt.Nach Trocknen können die einzelnd duch den T-Shirt-Stoff und Filz gesteckt werden.
Für die Waldränder stelle ich Bewuchsstreifen aus verscheidenfarbigem Flock her.
Mit der Heißklebepistole drücke ich einen Streifen von Kleber auf eine Glasplatte und presse den Flock in den noch weichen und heißen Kleber ( Handschuhe nicht vergessen ! ).
Der erkaltete und elastische Streifen kann leicht mit einem Messer von der Glasplatte gelöst werden und mit zwei Stecknadeln auf der Platte angebracht werden.
Weitere Impressionen, die Platte in voller Größe, Agira im Vordergrund
In einem weiteren Artikel folgen dann die Armeen in 6mm und das Spiel.
Mehr über die Schlacht:
http://www.canadiansoldiers.com/history/battlehonours/italiancampaign/agira.htm
Live wirklich eine Augenweide
AntwortenLöschenEine tolle Platte, sie ist sogar noch schöner, als man auf den Fotos erkennen kann.
AntwortenLöschenSehr gelungen, Mad Dog!