Eine
Winterschlacht:
Schlacht von
Wenden-Cesis 7. Januar 1601
Da ich etwas
unwillig war, für ein einzelnes Szenario ein ganzes Sammelsurium an
schneebedecktem 15mm Gelände herzustellen, habe ich nach anderen Winterschlachten
zunächst nur des dreißigjährigen Krieges gesucht.
Kirchholm 1605
Die beste Quelle
für Szenarien dieses Krieges sind die mittlerweile drei Bände von William
Guthrie. Der jüngste Band „Actions of the Thirty Years War“ behandelt die
Nebenkriegsschauplätze, so unter anderem den langen Polnisch-Schwedischen Krieg
1600-1629 in Livland und Preußen.
Bei diesem
Konflikt trafen die Parteien recht häufig bei winterlichem Wetter aufeinander.
Dabei waren die Schlachtfelder und Armeegrößen oft sehr klein und deswegen
besonders tabletoptauglich.
Folgende
Wintergefechte habe ich gefunden:
01.01.1601
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Schlacht von Wenden-Cesis
in Livland
|
07.01.1626
|
Schlacht bei Wallhof /
Gustaf Adolfs erste offene
Feldschlacht
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03.12.1626
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2.Schlacht von
Wenden-Cesis
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01.02.1628
|
Treffen bei Treiden
|
01.02.1628
|
Schlacht von Gorzno
|
Hintergrund des
Szenarios
König Karl IX von
Schweden war im Frühjahr 1600 mit einer Armee von 10.000 Mann nach Estland
gekommen und hatte einen Feldzug gegen das Polnisch-Litauische Heer begonnen.
Nach der Eroberung von Parmu und Fellin glückte Ihm im Dezember die Eroberung
von Dorpat.
König Karl IX. von Schweden
Der Frost hatte
alle Flüsse und Sümpfe passierbar gemacht, so dass Karl ein Detachement von
3000 Mann unter Befehl von Hans Bengtsson zu einem schnellen Vorstoß auf die
Vorhut der Litauer bei Wenden aussenden konnte.
Die Litauer
wurden vom Anmarsch der Schweden informiert, als diese gerade den zugefrorenen Fluß Gawia wenige Meilen
nördlich von Wenden überquert hatten. Die kleine litauische Schar unter Befehl
des Voivoden Dembinski eilte sofort den Schweden entgegen. Eine weitere Verstärkung
unter Befehl von Jürgen v. Fahrensbach folgte ihnen nach.
Jürgen von Fahrensbach
Das Gelände und die Aufstellung:
Der Weg von
Dorpat nach Wenden überquerte das Tal der Gawia von Nord nach Süd. Die Hänge
auf beiden Ufern waren locker bewaldet. Die Gawia war zugefroren und konnte von
den Schweden überquert werden.
Die Gawia bei Wenden im Sommer
Die Schweden hatten die Gawia gerade überschritten als sich ihnen die kleine lithauische Schar entgegen warf. Die Schweden waren mit dem Rücken zum Fluß aufgestellt. Die Lithauer griffen hügelabwärts an.
Die Schlacht von Wenden für Father Tilly 4
Wenden ist ein interessanter Versuch mit den Fathet Tilly Regeln eine zahlenmäßig ( und auch Punktemäßig ) sehr ungleiche Lage duchzuspielen. Die Schweden hatten bei mehr als 4-facher Überzahl historisch eine totale Niederlage mit 1800 Ausfällen von 3000 Mann Ausgangstärke erlitten. Ihr Gegener hat mit 700 Mann und ohne Artillerie das Gefecht mit nur geringen Verlusten ausgetragen. Dabei berichten die Quellen, dass die schwedische Infanterie mit großer Hartnäckigkeit niedergekämpft werden mußte.
Können die Regel diese Diskrepans durch überlegene Führung, Taktik und "War Token" ausgleichen ?
Die Schwedische Armee
1200 Fußsoldaten/
1800 Reiter/ 2 Feldstücke
1 Figur: 20 Mann / 1“: 15 Meter / Ambuscade Scale / 878 Pts.
1 Figur: 20 Mann / 1“: 15 Meter / Ambuscade Scale / 878 Pts.
General: Hans
Bengtson
No.
|
Name
|
Personality
|
Tactics
|
Strategy
|
Command
|
||||||||
A
|
Bengtson
|
normal
|
poor
|
Poor (2)
|
Poor 12“
|
||||||||
No.
|
Name
|
Formation
|
Grade
|
M
|
CV
|
Armour
|
Strength
|
Weapon
|
Pts
|
||||
B
|
Ryttare
|
Caracole
|
Cons
|
5
|
5
|
-
|
10
|
Pi
|
40
|
||||
C
|
Ryttare
|
Caracole
|
Cons
|
5
|
5
|
-
|
12
|
Pi
|
48
|
||||
D
|
Ryttare
|
Caracole
|
Reg
|
4
|
4
|
A
|
10
|
Pi
|
70
|
||||
E
|
Ryttare
|
Caracole
|
Reg
|
4
|
4
|
A
|
10
|
Pi
|
70
|
||||
F
|
Infantry
|
Tercio
|
Cons
|
5
|
5
|
-
|
16
|
P/S
|
64
|
||||
G
|
Infantry
|
Tercio
|
Reg
|
4
|
4
|
-
|
16
|
P/S
|
96
|
||||
H
|
Infantry
|
Tercio
|
Reg
|
4
|
4
|
-
|
16
|
P/S
|
96
|
||||
I
|
Infantry
|
Tercio
|
Cons
|
5
|
5
|
-
|
16
|
P/S
|
64
|
||||
J
|
Ryttare
|
Caracole
|
Reg
|
4
|
4
|
A
|
10
|
Pi
|
70
|
||||
K
|
Ryttare
|
Caracole
|
Reg
|
4
|
4
|
A
|
10
|
Pi
|
70
|
||||
L
|
Ryttare
|
Caracole
|
Cons
|
5
|
5
|
-
|
12
|
Pi
|
48
|
||||
J
|
Estonian Levies
|
Caracole
|
Mil
|
5
|
6
|
A
|
12
|
Pi
|
48
|
||||
K
|
Demi-Cuvertin
|
Fieldgun
|
Reg
|
4
|
4
|
-
|
4
|
94
|
|||||
Ryttare und
Estonian Levies zählen als „light“ im Kontakt mit gegnerischen Reitern.
Infantry ist mit
25% Pike und 75% Arkebuse bewaffnet.
Gruppenbewegungen
sind nicht erlaubt.
Army Morale
Level: 0 / 154 Figuren / 15 Figuren=10%
Schwedische Landsryttare
Die Schwedische Armee bestand aus Schwedischen und Livonisch-Estnischen freiwilligen Reiterverbänden, den Landsryttare. Sie waren in Fahnen zu 200-300 Mann aufgestellt. Zur Schlacht formierten sie sich in 10-15 Glieder tiefen Blöcken und caracolierten mit Pistolen oder Carabinern.
Die Infanterie bestand aus nationalschwedischen, finnischen und estnischen Milizen und Wehrpflichtigen. Sie waren mit Piken und Arkebusen bewaffnet und in "Fanika" von 300-500 Mann aufgestellt.
Eine "Fanika" war aus allen Waffen zusammengesetzt. Um 1600 waren allerdings Hellebarden, Rundschildträger und Armbrüste abgeschafft und durch Piken und Arkebusen ersetzt. Die Aufstellung war ein Mannquadrat der Piken mit gleichtiefen Schützenflügeln, meist 10-15 Glieder tief.
Viele der Pikenträger waren mit anderen Stangenwaffen wie Speeren, Partisanen oder Hellebarden bewaffnet und nur eingeschränkt zu einer effektiven Abwehr einer Reiterattacke geeignet.
Viele der Pikenträger waren mit anderen Stangenwaffen wie Speeren, Partisanen oder Hellebarden bewaffnet und nur eingeschränkt zu einer effektiven Abwehr einer Reiterattacke geeignet.
Die Fanika würden anders als bei den Spaniern nicht schachbrettförmig, sondern nebeneinander in einer "Phalanx" aufgestellt, falls erforderlich auch in mehreren Treffen hintereinander, wie später bei Kirchholm 1605.
4 Fanika von 315 Mann in einer "Phalanx"
Die Polnisch-Lithauische Armee
160 Fußsoldaten/
560 Reiter
1 Figur: 20 Mann / 1“: 15 Meter / Ambuscade Scale/ 624 Pts. (
incl.+ 100 Pts. additional Leader)
Capitaneus: Maciej Dembinski
Rechter Flügel:
No.
|
Name
|
Personality
|
Tactics
|
Strategy
|
Command
|
||||||||
1
|
Dembinski
|
normal
|
good
|
Av (4)
|
Av 16“
|
||||||||
No.
|
Name
|
Formation
|
Grade
|
M
|
CV
|
Armour
|
Strength
|
Weapon
|
Pts
|
||||
2
|
Hussars
|
Gal
|
Vet
|
2
|
3
|
A
|
6
|
La,Pi
|
108
|
||||
3
|
Hussars
|
Gal
|
Vet
|
2
|
3
|
A
|
6
|
La,Pi
|
108
|
||||
4
|
Heiduks
|
Reg
|
Reg
|
4
|
4
|
-
|
4
|
Arq
|
24
|
||||
Linker Flügel:
No.
|
Name
|
Personality
|
Tactics
|
Strategy
|
Command
|
||||||||
5
|
Jürgen v. Fahrensbach
|
normal
|
-
|
-
|
Av 16“
|
||||||||
No.
|
Name
|
Formation
|
Grade
|
M
|
CV
|
Armour
|
Strength
|
Weapon
|
Pts
|
||||
6
|
Farensbach CR
|
Trotter
|
Vet
|
2
|
3
|
HA
|
4
|
Pi
|
44
|
||||
7
|
Hussars
|
Gal
|
Vet
|
2
|
3
|
A
|
6
|
La, Pi
|
108
|
||||
8
|
Hussars
|
Gal
|
Vet
|
2
|
3
|
A
|
6
|
La,Pi
|
108
|
||||
9
|
Heiduks
|
Reg
|
Reg
|
4
|
4
|
-
|
4
|
Arq
|
24
|
||||
Dembinski hält
zwei „Avenging Angels“ War Token auf der Hand.
Heiduks sind
Commandierte Schützen und können in Close/Loose/Skirmish Order aufgestellt
werden.
Army Morale Level: 36
Figuren / 4 Figuren=10%
Polnisch-Lithauische Husaren zur Zeit des Krieges von 1600-1609
Dembinski hatte eine Reiterei von 400 Husaren und 100 Pancerni in 10 Bannern zur Verfügung. Dazu hatte er zwei Kompanien Heiduken ( 160 Mann ). Fahrensbach eilte mit einem Cornet Kürrassiere zur Hilfe.
Da zu dieser Zeit die Grenze zwischen Husaren und Pancerni nicht so klar und die Banner oft aus beiden Truppentypen gemischt waren, habe ich nur einheitliche Einheiten als Husaren aufgestellt.
Die Husaren führten eine besonders leichte und extrem lange Lanze, die Kopia, die mit 4.50 Meter Länge sogar die Stangenwaffen der schwedischen Infanterie überragte.
Die Husaren führten eine besonders leichte und extrem lange Lanze, die Kopia, die mit 4.50 Meter Länge sogar die Stangenwaffen der schwedischen Infanterie überragte.
Die Platte
Ich habe zunächst ein paar Geländeteile mit Schnee angefertigt. Die Tischgröße beträgt 3x4 Fuß. Den Abhang zur Gawia habe ich mit untergelegtem Styrodur dargestellt, welches ich mit weißem Filz und T-Shirt-Stoff bedeckt habe ( Reste meines Agira Projekts ).
Bei der Aufstellung der Schweden habe ich mit zwei Varianten experimentiert. Bei der ersten sollten die Reiterflügel in zwei Treffen aufgestellt werden, bei der zweiten Variante in nur einem.
Ich habe die Wahl dem Schwedenspieler überlassen. Letztendlich haben wir die zweite Variante gespielt, die auch mit der Szenariokarte aus dem Internet übereinstimmte ( s.o. ).
Hier zunächst links die Schweden und rechts die Polen.
Die Schweden sind in der Variante1 Reiter in zwei Treffen aufgestellt.
Die finale Aufstellung
Die Aufstellungsvariante 2 mit den schwedischen Reitern in einem Treffen, die wir dann getestet haben. Ich der Dramatik wegen für ein wenig Schneegestöber gesorgt - Ein Styropor-Rest wird dafür auf der Parmesan-Raspel zerkleinert.
Nach dem Spiel muß allerdings der Sauger ran...
Hier die erste Runde. Die Polen greifen an den Flügeln an.
Eine Überzahl von 4:1 für die Schweden, die dabei noch nicht einmal alle von minderer Moral sein sollten, sorgten doch für Probleme.
Ich habe hier den Ansatz verfolgt, die Schweden vor allem durch mangelnde Initiative zu benachteiligen. Das erschien mir bei Betrachtung des historischen Schlachtverlaufes die beste Lösung zu sein.
Dementsprechend haben die Schweden nur einen Befehlshaber ( Bengtson ), der noch dazu besonders schlechte Werte hat. Sein Command-Radius erlaubt ihm zudem immer nur einen Teil der sehr ausgedehnten Aufstellung zu bewegen.
Die Polen dagegen werden von zwei Anführern befehligt ( Dembinski und v. Fahrensbach ). Sie greifen klugerweise jeweils die Enden der langen schwedischen Linie an, so dass immer einer von ihnen gegen fast passive Gegner fechten darf.
Polnische Flügelhusaren im Schnee
Die zweite Runde: Die Husaren haben auf beiden Flügeln die gegnerischen Pistolenreiter durchbrochen
Hurrah !!!
Die dritte Runde: Die schwedischen Flügel beginnen zu zerfallen.
Ausgang
Im Ganzen betrachtet folgte das Szenario recht genau dem historischen Schlachtverlauf. Die überlegene Qualität der Husaren in Verbindung mit den Einschränkungen der schwedischen Führung konnte die krasse Unterzahl recht gut ausgleichen.
Ein wirkliches Plus für die Father Tilly Regeln !
Allerdings waren die taktischen Möglichkeiten für den Schwedenspieler so stark eingeschränkt, dass seine Armee fast wie unkommandiert reagierte. Wir haben dann das Spiel vorzeitig beendet - niemand ist gern der punching-ball !
Unsere Idee für dieser Szenario sieht für die Zukunft so aus: Der Schwede wird nach einer einfachen Reaktionstabelle automatisch gesteuert. Die zwei Spieler stellen je einen der polnischen Führer dar und spielen gegen die Uhr und um Punkte.
Die Regeln für Husarenangriff, coracolierende Pistolenreiter und Terzios funktionieren jedenfalls.
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