Sonntag, 28. Juli 2013

Schlacht von AGIRA 28.07.1943 - 2013

Plattenbau nach Bruce Weigle:



Die Schlacht von Agira in Sizilien 24.-28. Juli 1943 - 70 Jahre danach.

Für die WW2 Regeln von Bruce McFarlane der Canadian Wargamers Group "Great Battles of WW2" in 6mm habe ich mir als erstes Projekt die relativ übersichtliche kleinere "Schlacht von Agira" vor genau 70 Jahren in Sizilien ausgesucht. Die Schlacht ist in Kanada recht bekannt, weil hier zum ersten mal ein größeres Gefecht der Kanadier auf Divisionsebene im zweiten Weltkrieg stattfand ( falls man die Dieppe-Landung außer Acht lässt ).

Das Schlachtfeld ist in der Realität 9km lang und 4.5 km breit. Das Szenario wird über 4 Tage vom 24.-28.07.1943 dauern.

 




hier mehr zu den Regeln:

http://theminiaturespage.com/rules/ww2/greatbat.html











Die Orginalplatte in den Regeln "Great Battles of WW2 - Volume I" war so abgebildet, was nach Internetrecherche und insbesondere nach Geländeprüfung auf Fotos und Google-Maps doch etwas spartanisch erschien:








Ich war schon immer ein Fan der fantastischen Geländeplatten von Bruce Weigle für seine Regeln: "1859"/ "1866" und "1870". Leider hatte ich für diese Epoche schon lange vorher Armeen in 15mm bemalt, und bin bis heute bei dem Maßstab geblieben.

Der Einstieg in Divisions-Level WW2 in 6mm mit GHQ Figuren erlaubte mir nun erstmals eine Platte nach den Anleitungen von Bruce Weigle selbst zu bauen.

1.Verbesserte Karte aus Google Maps

Zunächst habe ich eine genauere Karte mithilfe von Google Maps angelegt und mit einem Raster aus Höhenlinien versehen. Anschließend konnte ich im nächsten Computershop die Karte auf 1:1 für den Tabletoptisch vergrößern und ausdrucken.

Gegend von Agira

 

 

 

 

 

2.Bau der Plattenbasis


Für die Platte habe ich als Basis zwei MDF-Platten von 3mm Stärke und der Größe von 90x90cm zuschneiden lassen. Ein Problem in Deutschland ist der Mangel an übergroßen Styrodur oder Styroporplatten. Größere als 120x60 bzw. 100x 50 cm habe nirgends gefunden.

Auf diesen Sockel klebe ich eine 3cm dicke Schicht Styrodur. Mit der 1:1 Karte kann nun die erste Höhenstufe auf das Styrodur übertragen werden. Dazu durchsteche ich die Karte mit einem Filzer und zeichne die Linien anschließend nach.

Nach dem gleichen Verfahren werden auch die zweite,dritte und vierte Höhenstufe auf Styroporplatten von je 2cm Stärke übertragen.

Nun kommt der Styroporschneider zum Einsatz. Das Gefälle unterhalb der Höhenlinie wird abgeschrägt. Vorsicht ist an der Kante geboten, besser läßt man ein wenig stehen, was später leicht geglättet werden kann.
 



Die erste Höhenstufe kann nun mit den Styroporschneider zuerst ausgeschnitten und danach auf die Basis in korrekter Position geklebt werden. Dazu nehme ich Styroporkleber, der deutlich leichter als Holzleim aushärtet.
Nach einer Nacht Trockenzeit mit Gewichten beschwehrt und mit Stecknadeln an den Kanten fixiert, kann am nächsten Tag der Vorgang für die nächste Höhenstufe wiederholt werden: Abschrägen der Kanten, Auschneiden der Stufe, Aufkleben, Beschwehren+Sichern usw.










Das ganze sieht danach so aus:















Alle Unregelmäßigkeiten glätte ich anschließend mit dem Styroporschneider. Meiner hat eine besondere winkelförmige Wechselklinge, die sich gut zum Glätten eignet.

3. Filz

Der besondere Trick bei Bruce Weigle ist nun die eigentliche Glättung des Geländes. Dazu besorge ich mir aus den Stoffhandel eine Rolle weißen Wollfilz und zwei Dosen Sprühkleber aus dem Baummarkt ( UHU, greift Styropor nicht an ! ).

Ich bedecke eine Platte mit reichlich Filz und fixiere den Filz entlang der Mittellinie mit Stecknadeln. Danach werfe ich eine Hälfte des Filzes über die andere zurück.
Ich besprühe einen 30cm breiten Streifen den zurückgeworfenen Filzes von der Unterseite, sowie einen gleichbreiten Streifen von der Styrodurplatte.
Nach einigen Minuten Wartezeit lege ich den Filz glatt von der Mitte aus zurück und drücke ihn überall fest. Vertiefungen werden mit einem stumpfem Pinselende o.Ä. eingedrückt uns passen sich erstaunlich gut an. Stecknadeln kommen da zum Einsatz, wo sich der Filz noch anhebt.

So wird nach und nach die ganze Platte beklebt.

Nach Trockenzeit von ein paar Stunden kann ich den Überschuß von Filz am Rand mit einer Rasierklinge abschneiden.

So sieht die Platte dann aus:















4. T-Shirt Stoff


Im Stoffgeschäft kaufe mir eine Rolle weißen 100% Baumwoll T-Shirt-Stoff. Nur reine Baumwolle  eignet sich, da andere Stoffe nicht gleich gut wasserlösliche Acrylfarben annehmen.

Von der Rolle schneide ich ein übergroßes Stück für meine Platte, dies ist wichtig, da der Stoff schrumpft !

Mit Stofffarbe aus dem Drogeriemarkt färbe ich den Stoff hellbeige, passend als Grundfarbe für mediterranes Gelände im Hochsommer. Für Mitteleuropa ist Grün möglicherweise besser geeignet.

Sehr wenig Farbe reicht aus. Mein erster Versuch war viel zu farbintensiv !

Der Gefärbte Stoff wird mit Sprühkleber nach der gleichen Methode wie der Filz aufgeklebt. Den Überstand am Rand habe ich nicht abgeschnitten, sondern umgefaltet und um die Seiten geklebt. Dadurch ist der Styrodurkern meiner Platten ganz verborgen.

5. Geländegestaltung  mit dem Airbrush:

Yogsothoth und Herakleios hatten für unser neues Projekt eine tolle Airbrush-Pistole mit Kompressor gekauft, die ich mit Ehrfurcht gleich für die neue Platte verwende.

Mit der Kartenschablone und einem braunen sehr  feinen Künstlerwachsstift zeichne ich alle wichtigen Geländemerkmale wie Siedlungen, Straßen, Waldgrenzen und Felder auf den T-Shirtstoff.

Anschließend färbe ich zunächst die Großen Flächen, dann feinere Strukturen mit verdünnten Acrylfarben und dem Airbrush.

Das ganze geht erstaunlich schnell von statten, sicher wesentlich schneller ( und billiger ) als jede der Flächen mit verschiedenfarbigem Flock zu bestreuen.

So wirkt es dann:
Anschließend male ich die Straßen und die Siedlungflächen mit einem Pinsel und Acylfarben in Grau-Beige nach.

Weil der Farbton zu "neu" gegenüber dem Gelände wirkt, husche ich noch einmal mit dem Airbrush und einem leichten Braun darüber.






6. Häuser


Ursprünglich hatte ich noch vor, die Platte mit Resin-Häusern in 6mm Scale zu bestücken. Dann merke ich, daß die Häuser immer noch viel zu groß wirken. Stattdessen halte ich mich an die Anleitung von Bruce Weigel und schnitze sie mir aus Balsaleisten mit der Dremel, dem Balsahobel  und der feinen Gerungssäge selbst.

Das geht sehr rasch von der Hand, wenn man immer gleich eine Leiste von 10-20cm Länge gestaltet  und dann in kleine Einzelhäuser mit verschiedenen Anschnittswinkeln zerlegt. Rasch hat man 100 kleine Einzelhäuser zusammen, die man dann auf der Platten möglichst verwinkelt und unterschiedlich zusammenfügt. Kleine Plastikleisten als Kamine und kleine Perlen für Kirchen verzieren das Ganze.

Das z.T. etwas raue Holz bedecke ich dick mit einer elfenbeinfarbenen Baumarkt-Grundierung. Die Endbemalung erfolgt dann wieder mit  Acrylfarben. Fenster  und Türen zeichne ich mit einem feinen Eding ein.

Die Häuser klebe ich mit Doppelklebeband auch die Platte. Für spätere Projekte können Sie leicht entfernt werden und auf einer anderen Platten eingebaut werden.


7. Vegetation

Nach Orginalbildern von der Gegend suche ich die passende Farbe für Vegetation aus. Einzelne Olivenbäume werden duch Pinwandpins dargestellt, von denen ich 2 Packungen a 100 Pins in eine Korkplatte stecke. Sie werden Grün eingesprüht und danach beflockt.

Nach Trocknen können die einzelnd duch den T-Shirt-Stoff und Filz gesteckt werden.

Für die Waldränder stelle ich Bewuchsstreifen aus verscheidenfarbigem Flock her.
Mit der Heißklebepistole drücke ich einen Streifen von Kleber auf eine Glasplatte und presse den Flock in den noch weichen und heißen Kleber ( Handschuhe nicht vergessen ! ).

Der erkaltete und elastische Streifen kann leicht mit einem Messer von der Glasplatte gelöst werden und mit zwei Stecknadeln auf der Platte angebracht werden.













Weitere Impressionen, die Platte in voller Größe, Agira im Vordergrund













In einem weiteren Artikel folgen dann die Armeen in 6mm und das Spiel.

Mehr über die Schlacht:

http://www.canadiansoldiers.com/history/battlehonours/italiancampaign/agira.htm

Donnerstag, 25. Juli 2013

Die letzte Schlacht


Father Tilly Spielbericht

Wevelinghoven, 14. Juni 1648

Der Krieg, nunmehr bereits in seinem dreißigsten Jahr, ging spürbar dem Ende entgegen. Bereits seit drei Jahren wurde zu Münster und Osnabrück mit Schweden und Franzosen verhandelt, zuletzt war der Kaiser dabei immer mehr unter Druck geraten, nachdem am 17. Mai bei Zusmarshausen die kaiserlich-bayerische Hauptarmee von Schweden und Franzosen geschlagen worden war.

Aber es war noch nicht das Ende, zumindest nicht für den niederrheinischen Nebenkriegsschauplatz. Am frühen Morgen des  14.06.1648 rückte eine im Kurfürstentum Köln ausgehobene kaiserliche Streitmacht mit 7000 Mann unter Wilhelm de Lamboy auf das Lager einer stark unterlegenen hessischen Truppe unter Johann Geyso vor, die das neutrale Fürstentum Jülich-Berg bedroht hatte und sich jetzt in Richtung Neuss zurückzog. Bereits am Vortag hatte Lamboy versucht, die Hessen abzuschneiden und diese hatten sich in ihr befestigtes Lager am Ufer der Erft, bei Wevelinghoven, nahe Grevenbroich zurückgezogen. Lamboys Truppen waren erschöpft von den Märschen des Vortages und schickten sich nun an, das hessische Lager einzuschließen und mit Hilfe der mitgebrachten Artillerie zur Aufgabe zu bringen. Zur großen Überraschung der Kaiserlichen war jedoch die gesamte hessische Streitmacht bereits während der Nacht aus ihrem befestigten Lager ausgerückt und erwartete den kaiserlichen Angriff bereits ausgeruht und in guter Schlachtordnung.

Lamboys Soldaten gingen aus der Marschordnung in die Schlachtformationen über und gegen 5 Uhr in der Frühe begann ein heftiges Gefecht, das über 5 Stunden hin und her wogte. Schließlich brach der linke Flügel der kaiserlichen Reiterei und die Hessen rollten die kaiserlichen Formationen von ihrer rechten Flanke her auf. Etwas mehr als 4000 hessische Soldaten brachten mit lediglich 163 später angegebenen Verlusten der letzten kaiserlichen Streitmacht im Rheinland eine verheerende Niederlage bei. Lamboy verlor etwa 1000 Gefallene und 1500 Kriegsgefangene, dazu zahlreiche Fahnen und alle Geschütze.

Die drastische Niederlage erhöhte prompt den Druck auf die kaiserlichen Emissäre bei den Friedensverhandlungen in Münster.

Die wenig bekannte Schlacht bei Wevelinghoven gilt als letzte Schlacht des Dreissigjährigen Krieges, was, zumindest auf Deutschland bezogen, zutrifft- zumindest mehr als auf die wesentlich bekanntere Schlacht bei Zusmarshausen einen knappen Monat vorher, die häufig von Historikern als letzte Schlacht des Krieges bezeichnet wird. Dennoch haben wohl erst noch die schwedische Erstürmung der Prager Kleinseite am 26. Juli und die habsburgische Niederlage bei Lens am 20. August endgültig zum letztendlichen Friedensschluss beigetragen.

Mad Dog hatte bei lokalhistorischen Recherchen das Gefecht für uns "entdeckt" und sofort waren wir alle begeistert. Wie konnte es zur Niederlage der eigentlich stark überlegenen Kaiserlichen bei Wevelinghoven kommen? Wir entschlossen uns, dies durch eine Simulation herauszufinden. Zudem ist die Schlacht aufgrund ihrer Größe bestens dazu geeignet, sie als Vorlage für ein tolles Tabletop-Szenario zu verwenden. Und nicht zuletzt gebietet es allein schon der Lokalpatriotismus, solch bemerkenswerten historischen Dingen nachzugehen, die quasi vor der eigenen Haustüre stattgefunden haben.

Die Wahl des Regelwerkes war schnell getroffen, wir entschlossen uns, die Schlacht nach „Father Tilly IV“ zu spielen, ein Regelsystem, das wir ohnehin schon lange ausprobieren wollten.

Father Tilly ist in der aktuellen Auflage für kleinere Gefechte mit 28mm Figuren vorgesehen, wir fanden den Maßstab der Regeln aber optimal für unser Vorhaben geeignet, die Schlacht von Wevelinghoven mit 15mm Figuren zu spielen. Bei Father Tilly stellt eine Figur 50 Soldaten dar und die Basierung ist flexibel, auch unter Verwendung von Einzelfiguren, so dass man die im Laufe des Krieges stark schwankenden Einheitengrößen gut mit einer Sammlung abdecken kann. Zudem haben die Regeln ein ganz epochenspezifisches Flair (ähnlich wie „Johnny Reb“ u.a.), dass wir aktuell zeitlich umfassenderen Regelsystemen wie FOG vorziehen.

Das Schlachtfeld wurde zunächst besucht und fotografiert, dann anhand alter Karten und Stiche möglichst naturgetreu nachgebaut. Wir verwendeten dazu Styropor für die Geländemodulation mit einem darübergelegten grünen Filztuch, der Fluss Erft, Häuser und Hecken usw. wurden aufgelegt bzw. daraufgestellt.

Für Geysos Hessen traten Mad Dogs Schweden von Testudo an (Bemalung teils Mad Dog, teils Fernando Enterprises), mit ein paar neuen Befehlshabern mit hessischen Bannern, Lamboys Truppen wurden durch meine (Yogsothoths) speziell als späte Kaiserliche zusammengestellte Armee von Donnington dargestellt (Bemalung teils von mir selbst, teils Phantasos Bemalservice in Wiesbaden).

Die kniffligste Aufgabe war die Einstufung der Armeelisten. Die Schlacht wogte immerhin 5 Stunden lang erbittert hin und her, das bedeutet, dass die Armeen eine ungefähr ähnliche Kampfkraft gehabt haben müssen. Die Kaiserlichen waren zahlenmäßig stark überlegen, verloren aber die Schlacht. Die hohen kaiserlichen Verluste entstanden vermutlich v.a. während der Verfolgung.

Wir sahen zwei Möglichkeiten, die Szenario-Parteien ebenbürtig zu gestalten: Eine qualitativ bessere Hessen-Armee und qualitativ schlechtere Kaiserliche zu einem vergleichbaren Punktwert oder eine qualitativ gleiche Paarung mit einer punktemäßig deutlich teureren kaiserlichen Armee, die dann als „ermüdet“ eingestuft und mit einem wesentlich empfindlicheren „Army Breakpoint“ ausgestattet wird. Für den ersten Versuch entschieden wir uns für die erste Variante.

Die Ermüdung der Kaiserlichen ist eine realistische Möglichkeit, die sich mit den Quellen deckt. Lamboy war am 12. Juni „unter großem Jubel allen Volcks“ im Erzbistum aufgebrochen und mit seiner Reiterei, die ja in dieser Zeit die hauptsächliche Schlagkraft einer Armee ausmachte, über Land herangeritten. Die Infanterie, Artillerie und Baggage waren zu Schiff bzw. auf Flößen transportiert worden. Die Armee war dann am 13. Juni in Bewegung geblieben, um die Hessen abzuschneiden, die sich in der Zwischenzeit in ihrem befestigten Lager ausruhten. Zumindest der kaiserlichen Kavallerie könnte man dadurch einen spürbaren Nachteil gegenüber den Hessen unterstellen.

Eine qualitative Überlegenheit der Hessen anzunehmen wäre ebenfalls nicht unrealistisch, Lamboys kurkölnische Aufgebote waren überwiegend relativ traditionsarme, neuere Truppen die z.T. in jüngster Zeit einige Rückschläge zu verkraften gehabt hatten, während die Armee des mit Frankreich verbündeten Hessen-Kassel viele kampferprobte Veteranen umfasste. Landgräfin Amalia Elisabeth hatte von Wilhelm V., über den der Kurfürstentag 1636 wegen seines französischen Bündnisses die Reichsacht verhängt hatte, eine gut organisierte, ausgerüstete und versorgte, professionelle Streitmacht geerbt. Die meisten hessischen Regimenter bei Wevelinghoven waren schon in der Zeit 1631-33 gebildet worden, nach schwedischem Vorbild. Zudem waren diese Verbände im Verlauf der letzten Jahre wiederholt an siegreichen Schlachten beteiligt gewesen, fast alle hessischen Regimenter bei Wevelinghoven waren Veteranen der Schlacht von Alerheim bzw. der zweiten Schlacht von Nördlingen 1645.

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Szenariogestaltung war die Einstufung der Kommandeure. Johann Geyso war ein professioneller und fähiger Offizier, dessen Urteil schon Landgraf Wilhelm V. vertraut hatte. Unter Landgräfin Amalia Elisabeth behielt er das Oberkommando. Er verteidigte Dorsten 1641 gegen Hatzfeld und übergab die Stadt auf ehrenvolle Bedingungen, trug durch sein spätes Eingreifen entscheidend zum Sieg der Alliierten in der Schlacht von Alerheim 1645 bei und nahm im Jahr darauf Marburg ein. 1648 wurde er mit der Kriegsführung in Westfalen und dem Rheinland beauftragt. Sein örtlicher Gegenspieler war Wilhelm bzw. Guillaume de Lamboy.

Aus wallonischem Geschlecht kämpfte Lamboy von Anfang an im Krieg, zunächst in Böhmen, bei Lützen war er Oberst eines Reiterregimentes. Verwundet geriet er in schwedische Kriegsgefangenschaft, wurde aber einige Zeit später ausgetauscht. Er war einer der Unterzeichner des Pilsener Revers, sagte sich aber später von Wallenstein los und wurde nach dessen Sturz in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Seine Belagerung Hanaus scheiterte 1636, 1640 siegte er bei Arras. 1642 erlitt er eine schlimme Niederlage gegen die Franzosen bei Krefeld, wo er selbst ein weiteres Mal in Gefangenschaft geriet und 1643 ein weiteres Mal ausgetauscht wurde.
 
Geyso
Lamboy

Wir hielten es für gerechtfertigt, Geyso als ganz normalen, regulären Befehlshaber einzustufen, Lamboy jedoch als schlechten Befehlshaber („poor“). Dies mag etwas hart sein, da Geyso nachweislich seinen Sieg bei Wevelinghoven nicht ausnutzte und Lamboy mit seinen geschlagenen Truppen noch Paderborn befreien konnte, aber grundsätzlich hat Lamboy tatsächlich eine deutlich negativere Bilanz vorzuweisen. Zudem ist überliefert, dass selbst der als gutwillig und geduldig bekannte Kurfürst Ferdinand von Köln Lamboy „einen Welschen genannt (hatte), der uns alle in das Elendt bringt mit seinen Bravaden und Nonchalance.“

Aus den Überlegungen ergaben sich folgende Armeelisten (erstellt von Mad Dog):


Army: Hessen 14.06.1648

Comander: Generalleutnant Johann von Geyso

Generals: Obrist Groot, Obrist Sprewitz

Nr.
Name
Personality
Tactics
Strategy
Command
1
Obrist Groot
Normal
-
-
Av 16“
Nr.
Type
Formation
Grade
Armour
Strength
Weapon
Cost
A
Leibreg. CR
Trotter
Vet
Hv A
12
Pistol
120
B
Groot
Trotter
Vet
A
10
Pistol
90
C
Bethur
Trotter
Vet
A
6
Pistol
54
Nr.
Name
Personality
Tactics
Strategy
Command
2
Gen.Ltn. Geyso
Normal
Av
Good
Av 16”
Nr.
Type
Formation
Grade
Armour
Strength
Weapon
Cost
D
Würtenberg
Regiment
Vet
-
14
p/S*
152
E
Alefeld
Regiment
Reg
-
12
p/S*
112
F
Bethur
Regiment
Vet
-
14
p/S*
152
G
Tüngen
Regiment
Vet
-
12
p/S
96
H
Breul
Regiment
Vet
-
12
p/S
96
* Battalion Gun
Nr.
Name
Personality
Tactics
Strategy
Command
3
Obrist Sprewitz
Normal
-
-
Av 16“
Nr.
Type
Formation
Grade
Armour
Strength
Weapon
Cost
I
Ketteler
Trotter
Reg
A
10
Carbine
70
K
Sprewitz
Trotter
Reg
A
12
Carbine
84
L
Dragoons
Trotter
Vet
-
6
Carbine
48
M
Shot Det.
Regiment
Vet
-
6
Musket
48

Total: 1122 Points

 

Army: Kurfüstentum Köln 14.06.1648

Comander: Generalfeldzeugmeister Wilhelm von Lamboy

Generals: Herzog v.Holstein, Gen.Major Sparr

Nr.
Name
Personality
Tactics
Strategy
Command
1
Herzog von Holstein
normal
-
-
Av  16“
Nr.
Type
Formation
Grade
Armour
Strength
Weapon
Cost
A
Holstein CR
Trotter
Reg
Hv A
12
Pistol
96
B
Heyden CR
Trotter
Reg
Hv A
12
Pistol
96
C
Sauery
Trotter
Reg
A
12
Pistol
84
D
Burg
Trotter
Cons
A
12
Pistol
60
Nr.
Name
Personality
Tactics
Strategy
Command
2
Gen. Lamboy
Normal
Poor
Poor
Av 16”
Nr.
Type
Formation
Grade
Armour
Strength
Weapon
Cost
E
Plettenberg
Regiment
Reg
-
12
p/S
108
F
Amman IR
Regiment
Reg
-
12
p/S*
148
G
Lamp IR
Regiment
Reg
-
12
p/S*
112
H
Lamboy IR
Regiment
Reg
-
12
p/S*
112
I
Holzapfel IR
Regiment
Cons
-
12
p/S
48
K
Schrot IR
Regiment
Cons
-
12
p/S
48
L
Ley IR
Regiment
Cons
-
12
p/S
48
* Battalion Gun
Nr.
Hv Artillery
Strength
Cost
Q
Demi-Cannon
3
80
R
Culvertin
3
70
Nr.
Name
Personality
Tactics
Strategy
Command
3
Gen.Major Sparr
Cautios
-
-
Av 16“
Nr.
Type
Formation
Grade
Armour
Strength
Weapon
Cost
M
Fuchs
Trotter
Reg
A
12
Carbine
84
N
Osnabruck
Trotter
Reg
A
12
Carbine
84
O
Woldemar
Trotter
Cons
A
12
Pistol
60
P
Fürstenberg
Trotter
Cons
A
12
Pistol
60

Total: 1326 Points



Bemerkenswert ist der hohe Anteil von Reiterei in diesen späten Armeen, die Hessen verfügten über relativ wenig Artillerie, die wahrscheinlich im Lager gelassen wurde, so dass wir ihnen keine Kanonen gaben, die kaiserlichen Kanonen wurden durch ein mittleres und ein schweres Geschütz dargestellt. In beiden Armeen verfügten die Infanterie-Regimenter jedoch zusätzlich über Regimentsstücke. Die Namen der Einheiten sind ebenso überliefert, wie die Schlachtordnung und die genau aufgeschlüsselten Verluste. Die zentrale Quelle hierzu ist ein Einblattdruck zur Schlacht des Jacobus van Deijl aus dem Jahr 1649, verfügbar im digitalen Archiv Marburg.





Die Schlacht fand auf einer freien, weitgehend unbestellten und unbewaldeten Fläche neben der Erft statt. Auf dem rechten Ufer der Erft lag das Örtchen Wevelinghoven, hieran lehnte sich die linke Flanke der Hessen bzw. die rechte Flanke der Kaiserlichen an. Das Gelände stieg in Richtung der linken Flanke der Hessen und des dahinter liegenden hessischen Lagers auf dem rechten Ufer der Erft leicht an. Wir konnten uns vor Ort überzeugen, dass es sich in der Tat um eine sehr sanfte Steigung handelt, das gesamte Gelände wurde also als offen und leicht passierbar eingestuft. Eine Ausnahme bildete hierzu nur der Fluss Erft selbst, der Ort Wevelinghoven mit den umgebenden Feldern und Hecken, der nur für Plänkler frei passierbar war, sowie der Wald auf der äußersten linken Flanke der Kaiserlichen bzw. rechten Flanke der Hessen.

Beide Armeen wurden historisch positioniert, mit der starken Kavallerie auf den Flügeln und der Infanterie im Zentrum. Die Kaiserlichen hatten aufgrund der zahlenmäßigen Überlegenheit die Möglichkeit, ein starkes zweites Treffen in Reserve zu halten, während die Hessen nur ein schwaches zweites Treffen der Reiterei und keine Infanteriereserven hatten. Die schlagkräftigsten Einheiten standen, traditionsgemäß, natürlich jeweils auf dem rechten Flügel.

Hier die Szenario-Karte (erstellt von Mad Dog):

(Buchstaben markieren Einheiten auf der Armeeliste)


Und hier die Armeen auf dem Tabletop:



Die Hessen gewannen die Initiative der ersten Runde und rückten auf breiter Front zügig vor, die kaiserlichen rückten Ihnen etwas zögerlich mit den Reiterflügeln entgegen, während die Infanterie stehen blieb und die Geschütze abgeprotzt wurden und ein sporadisches Feuer begannen.

Die Hessen behielten die Initiative auch in der zweiten Runde und rückten mit Reitern und Infanterie weiter vor, die kaiserliche Reiterei rückte ihnen weiter entgegen, während die Infanterie langsam folgte. Langsam begaben sich die ersten Einheiten in Angriffsreichweite (bei Father Tilly 4 Zoll) und die ersten (uneffektiven) Salven mit Arkebusen wurden ausgetauscht. Detachierte hessische Schützen hatten sich in das Dorf begeben und begannen, hinter Zäunen gedeckt, die Flanke der heranrückenden kaiserlichen Reiterei zu bedrohen.

In der dritten Runde begannen die ersten Angriffe hessischer Reiterei auf beiden Flügeln, Pistolen- und Arkebusensalven forderten auf kurze Distanz die ersten nennenswerten Verluste, während die Schlachtordnungen etwas durcheinandergerieten, als die kämpfenden Reitereinheiten auf beiden Flügeln sich teilweise gegenseitig durchbrachen. Die Infanterie im Zentrum wartete weiterhin ab.




In der vierten Runde war das erste Treffen auf dem kaiserlichen linken Flügel geschlagen, während die Kaiserlichen, die zu Beginn der Runde die Initiative an sich gebracht hatten, auf dem rechten Flügel die hessischen Truppen durchbrachen und ihnen empfindliche Verluste zufügten. Ein hessisches Infanterie-Regiment erhielt spürbare Verluste durch das kaiserliche Artilleriefeuer, welches bislang wirkungslos geblieben war (bei Father Tilly schießt ein schweres Geschütz nur jede zweite Runde, ein mittleres Geschütz jede Runde).

In der fünften Runde flohen Teile des kaiserlichen linken Flügels vom Feld oder wurden vernichtet, den Truppen des zweiten Treffens gelang es aber, die Hessen am Einschwenken auf das Zentrum zu hindern. Im Zentrum prallten nun die Infanterie-Einheiten aufeinander, als die Hessen beherzt angriffen. Das Feuer von Musketensalven und Regimentsstücken auf kurze Distanz forderte sofort spürbare Verluste. Auf dem rechten Flügel rieben die kaiserlichen Reiter die hessischen Regimenter des ersten Treffens vollständig auf, schlugen das zweite Treffen zurück und begannen, sich in eine für das hessische Zentrum bedrohliche Position zu manövrieren.

In der sechsten Runde wurden die Gefechte auf breiter Front fortgesetzt, der linke kaiserliche Flügel war im Prinzip geschlagen, ebenso der linke hessische Flügel, allerdings waren beide Seiten so erschöpft und abgekämpft, dass sie daraus (vorerst) noch keine entscheidenden Vorteile ziehen konnten. Im Zentrum entfalteten sich die Feuergefechte der Infanterie unterdessen und produzierten weitere schmerzliche Verluste, so dass beide Armeen gleichzeitig die erste kritische Verlustmarke erreichten (10% der Figuren), was bei Father Tilly bedeutet, dass die gesamte Armee moralisch heruntergestuft wird und Angriffe erschwert werden.




Aus Zeitgründen mussten wir leider die Schlacht zu diesem Zeitpunkt als unentschieden beenden, wir empfanden das Resultat aber als historisch angemessen.

Im Vergleich zum historischen Verlauf lässt sich sagen, dass der linke Flügel ebenfalls der Schwachpunkt der kaiserlichen Armee war und hier auch am ehesten eine Entscheidung zu Gunsten der Hessen zu erwarten stand. Eine komplette Katastrophe wurde durch die Anwesenheit eines zweiten Treffens vermieden. Dies war der entscheidende Faktor, der einen vollständigen hessischen Durchbruch verhinderte. Allerdings wäre es auf dieser Flanke früher oder später zu einem historischen Verlauf gekommen, dafür waren die Hessen zu stark. Völlig anders verhielt es sich auf dem rechten Flügel, hier gelang es den Kaiserlichen, vollkommen unhistorisch, komplett durchzubrechen, möglicherweise sind die Hessen hier etwas zu früh und zu forsch vorgegangen. Es ist vorstellbar, dass ein abwartenderes Verhalten auf dem linken Flügel zusammen mit der energischen Offensive auf dem rechten Flügel insgesamt ein historisches Resultat produziert hätte. Ein weiterer Faktor war auf dieser Flanke vermutlich, dass die Kaiserlichen sich nicht durch die detachierten Schützen im Dorf beunruhigen ließen. Historisch war ein Teil der Kaiserlichen abgesessen in das Dorf eingedrungen, um diese zu bekämpfen. Am Ende der Schlacht waren viele Kaiserliche hier in der Erft ertrunken, als die Hessen die kaiserliche Linie von der linken Flanke her aufrollten.
So wie es in der Simulation lief, war es ein Spiel gegen die Zeit, an wessen gebrochener linker Flanke der Sieger zuerst auf die Infanterie im Zentrum einschwenken würde...





Die Armeen waren ungefähr gleich stark und das Gefecht verlief sehr ausgewogen, was sich gut mit dem fünfstündigen historischen Gefecht deckt. Die Herstellung einer Balance in der Kampfkraft über die Qualität hat also funktioniert, allerdings ergaben sich bereits während des Spiels Diskussionen, ob eine Regelung über die Ermüdung nicht möglicherweise besser gewesen wäre. Dies werden wir mit Sicherheit demnächst ausprobieren.





Bezüglich Father Tilly IV fällt unser Fazit sehr positiv aus. Die Regeln erscheinen historisch realistisch und sind gut spielbar. Vor allem produzieren die Regeln ein überzeugendes „Epochen-Flair“, die Einheiten verhalten sich so, wie man das für die Epoche erwartet, sogar die Aufstellung auf dem Spielfeld sieht den zeitgenössischen Stichen erfreulich ähnlich. Hinzu kommt ein relativ hoher Detailgrad, der mit liebevollen Kleinigkeiten die Atmosphäre und den Spielspaß steigert- z.B. die Ereigniskarten, mit denen man einerseits ins Spielgeschehen eingreifen kann (z.B. die Karte mit dem Tilly-Zitat „Meine Männer sind keine Nonnen“, die eine gegnerische Einheit dazu bringt, erst einmal ein Gehöft zu plündern, anstatt in die Schlacht einzugreifen), andererseits aber auch Punkte für die Initiative erwerben kann. Die Initiative geht an denjenigen Spieler, der zu Beginn die niedrigere Zahl von 1-6 auslegt, was gleichzeitig die Zahl der aktivierbaren Einheiten darstellt (wie Pips).




Die von uns gewählte Basierung ist auf Ein-Zoll-Quadratbasen, jeweils für 2 Reiter, 4 Infanteristen oder einen Kommandanten. Zum Wegnehmen der Verluste braucht man pro Einheit ein paar Einzelbasen (wie weiland bei der 6ten Edition), aber der Vorteil ist, dass sich auf diese Weise alle denkbaren Einheitengrößen und Formationen nachstellen lassen. Father Tilly erlaubt die späten Infanterie-Regimenter (wie hier bei Wevelinghoven) von ca. 600 Mann, dargestellt durch 12 Figuren, genau so wie Tillys frühe Tercios von 3000 mann (dargestellt durch 60 Figuren!); auch noch kleinere Einheiten (wie die detachierten Schützen) sind darstellbar.


 Lamboy, der "nonchalante Welsche", und seine Armee

Man beachte die schönen späten kaiserlichen Fahnen...

Das Szenario ließe sich für die Bedürfnisse von FOG-Renaissance Spielern sicher leicht adaptieren, man bräuchte durch die andere Basierung möglicherweise aber eine deutlich größere Zahl an Figuren.

Yogsothoth

Quellen:

Obwohl die Schlacht von Wevelinghoven selbst nicht beschrieben ist, empfiehlt sich als Hintergrundlektüre für die Epoche dem anglophonen Leser v.a. folgendes exzellentes Werk als Standardquelle:

Guthrie, W.P., The Later Thirty Years War: From the Battle of Wittstock to the Treaty of Westphalia, Westport, Connecticut/London 2003
Guthrie beschreibt sehr detailliert die späte Phase des Krieges. Leider ist das Buch recht teuer.

Als Einstiegslektüre für die kaiserliche Armee dieser Epoche gibt es zwei gute Bände aus der "Men-at-Arms" Serie von Osprey, ebenfalls auf Englisch:
MAA 457 Imperial Armies of the Thirty Years' War (1) Infantry and Artillery, MAA 462 Imperial Armies of the Thirty Years' War (2) Cavalry; Text jeweils von Valdimir Brnardic, Illustrationen von Darko Pavlovic.

Wiederum auf Englisch gibt es einen schönen Artikel über die Entwicklung der Armee Hessen-Kassels während dieser Epoche, und zwar von David Wright, "The Development of the Army of Hesse-Cassel during the Thirty Years War", in Arquebusier Vol. XXIX/I. Der "Arquebusier" ist die zweimonatlich erscheinende Zeitschrift der Pike and Shot Society.

Die Firma GMT Games stellt hervorragende Kosims zum Dreißigjährigen Krieg her, die Regeln heißen "Musket & Pike Series". Leider sind einige der Spiele vergriffen. Die Basisregeln und, wichtiger noch, die in den Boxen enthaltenen "Play Books" stehen aber auf der Seite zum freien Download zur Verfügung. Es sind hervorragend recherchierte, umfangreiche historische Informationen zum Kriegsverlauf, der Kampfweise und detaillierte Truppenaufstellungen enthalten, diese ausgezeichneten Materialien sind unbedingt zu empfehlen. Für den späten Dreißigjährigen Krieg sind "Under the Lily Banners" (Französischer Krieg) und "Sweden Fights On" (Schwedischer Krieg nach Gustav Adolfs Tod) besonders wertvoll. Es gibt zum Thema noch "Gustav Adolf the Great" und, relativ neu, "Saints in Armour" (die Schlachten Tillys). Zu finden ist das Ganze auf folgender Internetseite:  http://www.gmtgames.com/




http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_von_Geyso

Das Schlachtfeld heute:



Blick vom Zentrum des Schlachtfeldes nach Nordosten



Blick vom kaiserlichen Aufstellungsbereich nach Südwesten


Das Tal der Erft



Der Fluss Erft

Historischer Stich (Ausschnitt)