Montag, 28. Dezember 2015

Coulmiers 1870: Ein Szenario für BBB in 2mm



 
Französische Rekruten im Herbst 1870

 


Die Schlacht bei Coulmiers war ein Gefecht zwischen einem bayerischen Korps unter General von der Tann und zwei französischen Korps der Loire-Armee unter General Aurelle de Paladines am 9. November 1870 und endete mit einem französischen Sieg.



Coulmiers im Zentrum, Blick von Nordost


Historische Lage im Herbst 1870


Nach den deutschen Siegen der Grenzschlachten und von Sedan war die reguläre Armee des französischen Kaiserreiches zum großen Teil entweder in Gefangenschaft geraten oder in der Festung Metz eingeschlossen. Die Hauptstreitkräfte der Deutschen belagerten unterdessen Paris. Zur Sicherung des Belagerungsrings in Richtung Süden war das I. Bayerische Korps unter Gen. Von der Tann abgestellt, welches am 11. Oktober die Stadt Orleans an der Loire erobern konnte.

Den in und um Orléans stehenden deutschen Truppen standen an der Loire die neu zusammengezogenen Verbände der Loirearmee gegenüber. Diese erhielten ununterbrochen Zulauf von Kriegsfreiwilligen und waren bis Ende Oktober 1870 auf bis zu 200.000 Mann angewachsen, davon waren 120.000 Soldaten grundsätzlich einsatzbereit. 

Probleme ergaben sich für die Franzosen aber aus der mangelnden Ausbildung der Freiwilligen und dem großen Mangel an Unteroffizieren und Offizieren. Die Ausbildung der Soldaten wurde jedoch mit großem Nachdruck vorangetrieben. Waffen und Ausrüstung standen in dieser Phase des Krieges noch in größerem Umfang zur Verfügung.

Die Position westlich von Orleans am Morgen des 9.Nov. 1870


General Aurelle de Paladines hatte Anfang November 1870 ca. 70.000 einsatzbereite Soldaten zur Verfügung und unternahm mit diesen einen Vorstoß in Richtung Orléans. Ziel war es, das isolierte bayerische Korps in Orléans zu vernichten und die Stadt dann zur Basis für den Entsatz von Paris auszubauen. Die Einheiten wurden aber bereits am 7. November von deutscher Kavallerie bemerkt, und es wurden entsprechende Maßnahmen ergriffen.

Orléans wurde in der Nacht vom 8. auf den 9. November geräumt, und der größte Teil der Truppen (ca. 23.000 Mann) bezog eine Position im Raum Coulmiers, wo es am nächsten Tag bei kaltem und windigem Wetter zur Schlacht kam. General von der Tann war sicher, dass sein schwaches Korps besser manövrieren würde als die große, aber schlecht ausgebildete und unerfahrene Loirearmee.


Der Tisch, 120 x 180 cm,  real  21 x 14 km, die Siegpositionen sind Rot markiert


Historischer Ablauf des Gefechtes am 9.November 1870


Die bayerischen Truppen stellten sich im weiten Bogen von St.Peravy über Coulmiers bis La Renadiere auf. Die Franzosen griffen am frühen Vormittag aus Richtung Südwest an und hatten zuerst mit ihrem rechten Flügel Kontakt. Unmittelbar nach den ersten Kontakten machten große Teile der französischen Armee eine Schwenkung und griffen im Zentrum und auf dem Flügel an. Bedingt durch eine recht weit aufgefächerte Marschformation, dauerte es jedoch einige Zeit, bis alle Einheiten in den Kampf eingreifen konnten.

Beim ersten Angriff im Zentrum gegen 13:30 Uhr gelang es den französischen Truppen, sehr nahe an die Bayern heranzukommen, die bereits ihre Munition verbraucht hatten. Die Bayern wurden hier von der Artillerie gerettet, die auf kurze Entfernung heranging und den Angriff zurückschlug. Ein zweiter Angriff erfolgte gegen 15 Uhr in Richtung Cheminiers an. Wiederum gelang es den Franzosen nicht, ihren Angriff richtig zu koordinieren, dies gab ihren Gegnern immer wieder Zeit, an den entscheidenden Punkten für Verstärkung zu sorgen und die nacheinander angreifenden Regimenter zu vertreiben.

Nach diesem gescheiterten Angriff zogen sich die Mobilgarden ungeordnet zurück. Es gelang den französischen Offizieren nur unter großen Mühen und mit Hilfe der wenigen regulären Einheiten, die Ordnung wiederherzustellen und den nächsten Angriff vorzubereiten.

Trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit konnten die Franzosen die Bayern nicht aus ihren Stellungen vertreiben. Die französische Kavallerie stand zu weit im Westen, sodass eine mögliche Umfassung des rechten Flügels der Bayern lange unterblieb.

Als es der französischen Infanterie endlich gelang, Coulmiers zu stürmen, musste sich von der Tann zurückziehen. Den Ort selbst hatte er bereits vor diesem letzten Angriff geräumt, um einer hier drohenden Umfassung zu entgehen. Dies war der Beginn des Rückzugs der Bayern. Jetzt begann bereits die Dämmerung, und der Rückzug gelang ohne Verfolgung.

Die Franzosen unterließen die Verfolgung durch die Kavallerie ebenso wie einen weiteren Vormarsch auf Paris.


Blick von Süden nach Norden, im Vordergrund rechts St.Ay





Coulmiers als Wargame-Szenario in 2mm


Das Szenario für Coulmiers ist auf der „Bloody Big Battles“ Yahoo-Group: https://uk.groups.yahoo.com/neo/groups/BBB_wargames/info
als freier Download zugänglich ( so wie eine ganze Palette weiterer Schlachten ). Es erschien uns gut für einen Start in die Epoche 1870 geeignet, da die Truppenstärken überschaubar waren.

Die Platte, oder besser das Tuch, ist wie schon beschrieben erneut ein beigefarbenes Papiertischtuch der Firma Dunicel, welches mit Airbrush und Pinsel mit Acryl eingefärbt wurde. Die Details und Straßen wurden anschließend mit Pastellkreiden und Buntstiften verbessert. 


Das Papiertuch ohne Gebäude und Vegetation


Wasserflächen sind mit Acrylglanzlack behandelt. Die Dörfer und Häuser werden von den Firmen Irregular und Brigademodels extra für den 2mm Maßstab angeboten. Alle Wälder sind aus selbstgefärbtem Geländeflock aufgestreut. Zur Inspiration haben wir Fotos der Gegend im Monat November gegoogelt.


Herbstliche Stimmung im Loire-Tal


Ablauf unseres Spiels

 

Bayern in Saintry

 


Laut Szenario stellt die Deutsche Seite ihre Truppen zuerst auf. Von der Tann ( Arno ) hatte die Option gewählt, eine Einheit +Artillerie in einer vorgeschobenen und befestigten Position im Dorf Saintry zu plazieren. 

Aufstellung der Bayern und erster Vormarsch der Franzosen um 10.00 Uhr ( Runde 1 )



Die Franzosen dürfen als erste ziehen und kommen um 10.00 Uhr historischer Zeit von Westen auf die Platte. Das 16.Korps unter General Chanzy ( Ich ) stellt sich mit seinen beiden Divisionen nördlich gegenüber Coulmiers auf, das 15. Korps unter de Paladines ( Yogsothoth ) schließt mit den beiden Divisionen südlich davon an. Die Kavallerie des 15. Korps geht isoliert am nördlichen Flügel vor.


Bayerische Reserven in Marschkolonne

10.30 Uhr: Von der Tann reagiert und schickt seine Reiter zum rechten Flügel. Die Reserve rückt vor und verlängert südlich die Linie in Höhe Coulmiers. Die Infantrie der Vorhut setzt sich aus Saintry ab.

Die Front der Bayern nördlich von Coulmiers


11.30 Uhr: Chanzy's Division prallt vom Angriff gegen Saintry zurück. Die Bayern gehen motiviert mit Reitern und Infantrie im Norden vor. Die übrigen drei französischen Divisionen greifen am rechten Flügel an.


13.00 Uhr: Im Norden hat die französische Reiterei das Gefecht gegen die gegnerische Cavallerie glücklich für sich entschieden.  Die Bayern versuchen die angeschlagene Division aus Charsonville zu vertreiben. Gleichzeitig gelingt es dem Franzosen am anderen Flügel weiter gegen die Ziele St.Ay und Huisseau Raum zu gewinnen. Eine glückliche Feuerkonzentration zerschlägt die südliche Flanke der bayerschen Infantrielinie und entblößt Coulmiers.

14.30 Uhr: Die Bayern erobern Charsonville und zerschlagen die gegnerische Division entgültig. Gleichzeitig wird die Bedrohung des südlichen Flügels akuter. Von der Tann gruppiert seine Truppen zur Verteidigung von Coulmiers entsprechend um.

15.00 Uhr: Die Franzosen erhalten durch glücklichen Wurf eine Einheit als Reserve von Norden. Zusammen mit der Reiterei können die Franzosen nun ungestört die drei ungedeckten Siegpositionen nörlich von Coulmiers besetzten. Gleichzeitig fallen Ihnen auch die drei Positionen südlich der Stadt zu. Damit sind die erforderlichen 5 Positionen für einen französischen Sieg nicht mehr aufzuhalten, denn die Bayern haben erneut Würfelpech und erhalten keine Reserven. Wir haben auf die letzten beiden Spielrunden bis 17.00 Uhr verzichten können.


Coulmiers von Norden

Ende des Spiels:

Wir haben das Spiel am Ende der 5. Runde vorzeitig und bendet, da offensichtlich 6 (von 8) Siegpositionen dem Franzosen nicht mehr streitig gemacht werden konnten. Für eine Entscheidung waren 5 erforderlich, bei 4 Positionen wäre die Schlacht unentscheiden und bei 3 als bayerischer Sieg ausgegangen.

Das Spiel ist wie üblich zügig abgelaufen, obwohl Von der Tann sein erstes Spiel mit den BBB-Regeln erleben durfte. Im Nachhinein sind uns ein paar Punkte aufgefallen, die bei Beachtung möglicherweise den Franzosen mehr Probleme bereitet hätten. So hatten wir doch einige Male die negativen Faktoren ( fragile / spent usw. ) bei der Aktivierung angeschlagener französischer Einheiten vergessen.

Umso mehr Grund das Szenario bald nochmals und vieleicht mit anderem Ausgang zu spielen!

 

 


Sonntag, 4. Oktober 2015

Schlacht von Langensalza 1866 in 2mm







Einleitung

Wir hatten beim Montebello 1859 Szenario erstmals die „Bloody Big Battles“ Regeln mit 2mm Figuren getestet. Bevor wir uns endgültig an größeren Schlachten wie z.B. Magenta versuchen wollten, erschien uns ein anderes kleines Szenario recht attraktiv: Langensalza 1866.

Das Orginalszenario der BBB-Regeln


Vorbereitung

Der Aufwand für das Spiel ist recht überschaubar, 24 bzw. 18 Basen je Seite hatten wir schnell bemalt. Die Spielfläche habe ich wie schon für Montebello mit Airbrush, Pinsel und Künstlerbuntstiften auf einer cremefarbenen Papiertischdecke ( Firma Dunicel ) gemalt. Die Flüsse wurden mit Acryl-Glanzlack behandelt. Hügel bestanden aus einigen untergelegten Pappstücken und Taschenbüchern, Geländeflock (woodland scenics) und Häuser (Brigade Models und Irregular Miniatures ) wurden anschließend daraufgestellt bzw. gestreut.

Das Schlachtfeld von Norden


Der Ort Langensalza - 2mm Gebäude von Brigade Models
 
Die Preußen in 2mm - Figurenblöcke von Irregular Miniatures

Historischer Hintergrund

Preußen erklärte dem Königreich Hannover am 15.Juni 1866 den Krieg. Die Preußischen Westarmeen begannen am Folgetag von Hamburg und Minden aus den Vormarsch gegen Hannover. Die hannoversche Armee konnte sich einer Einschließung entziehen und setzte sich südlich nach Göttingen ab. Ziel war es, Anschluss an die verbündeten Bayern im Raum Schweinfurth zu gewinnen.

Infantrie des Königreichs Hannover 1866

Der preußischen Heeresführung gelang es jedoch, den Weg nach Süden mit einem kleinen Sicherungsverband unter General Flies zu blockieren. Obwohl Fließ eigentlich nur den defensiven Auftrag hatte, einen Ausbruch der Hannoveraner über die Unstrut zu verhindern, ergriff er die Initiative und begann seinerseits einen Angriff auf das Gegenufer. Der Vorstoß wurde zunächst von den Hannoveranern zurückgeworfen.

Unser Szenario für BBB beginnt genau in diesem Moment um 11.00 Uhr. 

Blick von Süden - die preußische Position


Historischer Ausgang

Obwohl die Hannoveraner einen taktischen Sieg errungen hatten, gelang ihnen nicht die Vernichtung der Preußischen Truppen, die Ihnen weiter den Weg nach Süden versperrten. Erschöpft und fast ohne Munitionsvorräte, wurde die Armee schon am nächsten Tag von den überlegenen Feindkräften gänzlich eingeschlossen. Dem hannoverschen König Georg V. und der militärischen Führung wurde klar, dass jetzt kein anderer Ausweg mehr blieb als die Kapitulation am 29. Juni 1866.

Historische Schlacht: Im Zentrum Mühle&Bäder, links Unstrut und Merxleben, rechter Bildrand Langensalza


Szenario Langensalza 1866 für BBB:

Das Szenario ist auf der BBB Yahoogroup als pdf-Datei frei zum Download verfügbar. Auf einer Platte von 120 x 120cm Größe, die ein Schlachtfeld von ca. 7 x 7 km darstellt, wird das Gefecht in 8 Runden ( 11.00 – 15.00 Uhr) simuliert. 

Unser Spielfeld

Vier Geländepositionen sind als Siegesbedingungenen definiert: die Orte Merxleben, Mühle&Bäder, Langensalza sowie die Straße nach Süden Richtung Eisenach. Der Preuße ist Gewinner, falls er 3 oder mehr der Positionen bis zum Spielende halten kann, bei zwei Positionen endet das Spiel unentschieden, bei einer oder weniger Positionen, dem historischen Ausgang, gewinnt der Hannoveraner.
Der Hannoveraner baut als Erster seine Truppen auf, der Preuße zieht als erster in Runde 1.

Panorama von Norden mit den Siegpositionen



Ablauf unseres Spiels

Spielbeginn: Aufstellung um 11.00 Uhr
 
11.30 Uhr: Preußen
Historisch war der Befehlshaber der Hannoveraner General v. Ahrenschild durch das aggressive Vorgehen der Preußen eine Zeit lang so verunsichert, dass er nur zögerlich reagierte und zunächst die Unstrut nicht nach Süden überqueren wollte. Dies wird im Szenario durch eine Sonderregel simuliert. Solange die Preußen in jeder Runde forsch gegen Merxleben im Zentrum operieren, dürfen die Hannoveraner den Fluß nicht überschreiten.

 
11.30 Uhr: Hannover
 Die Hannoveraner bringen sich in Position. Ihre Batterie auf dem Kirchberg wird durch Feuer vertrieben.

 
12.30 Uhr: Preußen
 Die preußische Avantgarde geht zum Angriff auf Merxleben über.


13.00 Uhr: Preußen
 Die Avantgarde prallt über die Unstrut zurück. Eine preußische Batterie wird vertrieben.


13.00 Uhr: Hannover

Die Hannoveraner dürfen den Fluß überqueren. Prompt geht die 4.Brigade am linken Flügel bei der Nagelstädt-Brücke vor.


13.30 Uhr: Preußen
 Die preußische Avantgarde und das 25.Rgt. fallen schwer angeschlagen in Richtung Langensalza zurück.

 
13.30 Uhr: Hannover
 Auch die 3. Brigade der Hannoveraner überquert am rechten Flügel den Fluß.


14.00 Uhr: Preußen
Das preußische 11.Gren.Rgt. geht am rechten Flügel mit Artillerieunterstützung vor. Zugleich ziehen sich die übrigen Kräfte nach Langensalza zurück und richten die Verteidigung ein.

 
14.30 Uhr: Preußen
 Das 11.Gren.Rgt. prallt zurück und landet gleichfalls im Ort.

 
14.30 Uhr: Hannover
 Konzentrische Bewegungen der Hannoveraner auf Langensalza zu....


15.00 Uhr: Preußen
Der Preuße führt eine isolierte Attacke gegen den linken Flügel der Hannoveraner. Das Ziel ist, den Gegner zu binden und die Bedrohung der Eisenach-Straße zu verhindern.

 
15.00 Uhr Spielende

Ein Flankenangriff der hannoverschen 2.Brigade treibt das 11.Gren.Rgt. vor sich her nach Süden. Angriffe auf Langensalza können aber von den Preußen abgewehrt werden. Der Ort und die Eisennachstraße bleiben zum Spielende in preußischer Hand.


 Resultat

Am Ende des Spiels konnten die Preußen Langensalza und die Südstraße behaupten und noch ein Unentschieden erreichen. Das bis zuletzt sehr spannende Spiel hatte ungefähr 2 1/2 Stunden gedauert und lief wie bei den BBB-Regeln gewohnt schon nach 2 Runden so glatt ab, dass wir kaum mehr einen Blick in dei Regeln werfen brauchten. Das Spielfeld war danch in wenigen Mintuten abgeräumt und das Papiertuch aufgerollt und in die Ecke gestellt - jederzeit parat für ein neuen "Langensalza-Drama".

Preußische Artillerie